Viel zu oft komme ich als Frau, als Priska, in all dem vollen Alltag zu kurz. Das geht dem Mann nicht anders. Es ist ein ständiges Abwägen, Organisieren, Aufraffen und ein beständiges Dran-Bleiben.
Als ich nur ein Kind hatte, war ich beständig bemüht, „mich nicht zu verlieren“. Ich hatte feste Abende, bei denen ich mit Freunden tanzen ging, wir gingen auf WG Partys, ich war im Nagelstudio, shoppen und hatte feste Beautyabende. Ich ging sogar 2x pro Woche ins Fitnessstudio. Die Vorstellung, mich zu verlieren, „nur noch Mama“ zu sein, gruselte mich. Ich war mit Sicherheit eine dieser coolen Mütter, denen man nicht ansieht, dass sie Mama sind. Die Wahrheit ist aber: Ich hatte auf jeden Fall Stress. Stress, mich nicht zu verlieren. Und durch diesen Stress, konnte ich in der Mama-Rolle gar nicht komplett aufgehen. Ich fühlte mich zerrissen.
Erst als ich nochmal schwanger wurde, konnte ich mich fallen lassen. Ich war mit Leib &Seele Mutter. Ich shoppte nicht mehr, es war mir alles ziemlich egal. Ich wollte nicht mehr ausgehen, ich wollte nur noch zu Hause sein mit meinen Mädchen und mich diesem Glück hingeben. Diese Zeit war mehr als heilsam für meine Seele. Ich wurde von ganzem Herzen Mama. Ich kam zur Ruhe.
Mit Kind Nummer 3 kam auch wieder die Sehnsucht danach, mir selbst gut zu tun. Auch Priska zu sein, nicht „nur Mama“. Aber, es ist nicht mehr so dringlich. Das Mutter-Sein ist in mich übergegangen, ich wehre mich nicht mehr dagegen. Ich bin Mutter. Ich bin Priska. Beides macht mich aus und die Sehnsucht danach, mir selbst gut zu tun, wird einfach als Bedürfnis integriert. Genauso wie alle anderen Bedürfnisse der Familie integriert werden müssen.
Ich möchte zum Sport? Termin wird gefunden.
Ich muss zum Friseur? Kein Ding.
Ich möchte eine Freundin sehen? Okay.
Der Stress ist weg, die beständige Angst, sich zu verlieren, existiert nicht.
“Mutter sein und man selbst sein ist ein und dasselbe geworden.”
Allerdings gibt es einen anderen Stress, der sich in den vergangenen Jahren verdreifacht hat. Es ist das Gefühl, das beständig irgendjemand irgendetwas von mir will. Mein Mental Load ist riesig, die to-do Liste ewig, und das Gefühl, niemandem gerecht zu werden, enorm.
Der Ruf der Perfektion
Der unwiederrufliche Drang nach Perfektion, unser Ehrgeiz nach noch mehr, die Gier nach Erfolg, Ansehen und materiellen Gütern, der Neid, wenn wir auf unsere Nächsten schauen…. Es macht uns kaputt.
Die Erwartungen der Menschen, die Haltung uns gegenüber, die unterschwelligen Vorwürfe, die fehlende Freiheit… das ist der Grund weshalb so viele Menschen entweder ausbrennen oder auswandern. Sie wollen nicht mehr, können nicht mehr… ich kann das verstehen.
Doch was machen wir? Diejenigen, die vor Ort bleiben, die dem Druck standhalten müssen und gleichzeitig selbst in der Gefahr stehen, ständig Anforderungen an unsere Mitmenschen zu stellen und von Gier und Neid und falschem Ehrgeiz bedroht werden?
Die grundlegende Lösung bestünde darin, jegliche Perfektion ad acta zu legen. Auch den Wunsch nach Perfektion. Es würde bedeuten, sich nicht mehr zu vergleichen und dabei weder besser noch schlechter abzuschneiden. Es würde heißen, in sich zu ruhen. Die Suche nach Erfüllung nicht in Materiellem, nicht in Erfolg und Ansehen zu suchen, sondern in sich.
Es würde bedeuten, ein „Ja“ zu sich selbst zu finden, sich mehr zu lieben und sich zuzusprechen „so wie ist, ist es okay“. Sich nicht mehr zu bewerten, nicht mehr zu optimieren, sondern sich in die eigene Wohnung zu setzen, zwischen die Wäschestapel, auf den krümeligen Boden (der wirklich niemals, nicht mal 5 Minuten nach dem saugen, frei ist von Krümeln) neben den aufwendig gebastelten Adventskalender der Kinder, und sich zu sagen: „Es ist genug“. „Ich bin genug“.
Am Ende mündet alle Anstrengung in 3 verschiedenen Dingen:
Wir lieben unsere Kinder.
Wir lieben uns selbst.
Wir sind geliebt.
Von Gott. Von unserer Familie. Von unseren Kindern. Freunden.
Pullover: Gudrun Sjöden
Rock: Gudrun Sjöden
Boots: Sacha Schuhe
Zeitschrift: Mummymag
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