Alle Artikel mit dem Schlagwort: Trauer

Trauerzeiten

Da sind die Ostertage vorbei. Ostern, das hat sich dieses Jahr zerrissen angefühlt. Ein Jahr ist es her, dass meine Freundin mit 30 Jahren von dieser Welt gegangen ist. Dieses Jahr hatte ich Rückenschmerzen, Bauchkrämpfe und konnte schlecht schlafen.   Zusätzlich dazu habe ich seit vielen Jahren seelische Schmerzen, weil ich die christlichen Feiertage ohne Pastorinnen-Amt verbringe. Seit 12 Jahren nun schon. Immer habe ich darin eine Sinnerfüllung gefunden, auch etwas, worin ich meine Berufung gesehen habe. Und auch das ist schmerzhafte Realität: Das gibt es seit 12 Jahren nicht mehr und es ist eine Art immer wiederkehrende Trauer, die seltsamerweise eher stärker als schwächer wird. Kann ich das ändern? Vielleicht. Will ich es ändern? Das weiß ich nicht. Berufung leben, das muss ich nicht von einem Altar oder einem Redepult. Trauer. Ein Gefühl, das eigentlich auch gut zu Ostern passt, oder? Jesus ist gestorben. Ein Freund, ein Bruder, ein Sohn. Was für ein Schmerz für die Menschen, die ihn geliebt haben. Ihn leiden zu sehen. Zu sehen, wie er seinen letzten Atemzug macht. Trauer, …

Gestern ist eine meiner Freundinnen gestorben

Gestern ist eine meiner Freundinnen gestorben. Einfach so ist sie morgens umgefallen und liegen geblieben. Den ganzen Tag nach dieser schockierenden Nachricht, dachte ich, ich hätte mich verhört. Es würde nicht stimmen.     Ich fragte meinen Mann: „Björn, hast du auch gehört, dass sie gestorben ist?“ Er sah mich liebevoll an, berührte mich leicht und sagte leise: „Ja, ich habe es auch gehört.“ Und mir schossen wieder die Tränen in die Augen. Es ist also wahr. 30 Jahre jung ist sie geworden und ist einfach von uns gegangen. Sie hinterlässt zwei Kinder, eines davon erst vier Wochen alt. Ich bereue all die Zeit, die ich nicht mit ihr verbracht habe. Immer wieder habe ich ein Treffen aufgeschoben, nie hat es in meinen vollen Kalender gepasst. Ich dachte immer, wir könnten das nachholen, wir hätten ja noch ausreichend Zeit. Auch ihr Geburtsgeschenk stand noch hier. Immer neben mir auf meinem Schreibtisch. Ich hatte es nicht geschafft, es einzupacken und wegzuschicken. Überlegte immer, ob ich es nicht doch schaffen würde, es persönlich bei ihr vorbei zu …

Define: mother

In der aktuellen Zeitschrift family haben Sophie Kröher, die Fotografin, und ich, 3 Frauen portraitiert, die ihre Kinder haben gehen lassen müssen. Die Frage über allem ist: Ab wann ist man Mutter, und wie lange ist man Mutter? Und für wie viele Kinder? Und wie kann man mit diesem Schmerz umgehen, wie kann man weiterleben, wenn das eigene Kind vor einem von dieser Welt gehen muss? —————————————— Sophie hat daraus ein sehr berührendes Projekt namens define:mother geschaffen, indem sie auf der einen Seite Frauen eine Plattform gibt, um über ihren Verlust zu sprechen und andererseits Frauen, die ebenfalls betroffen sind, ermutigen will. Sie sind nicht allein. Und wenn die Gesellschaft feinfühliger wird, sich mehr mit diesem Thema befasst, dann können wir alle offener über Verlust sprechen und Schmerz aushalten. Denn Schmerz gehört zu diesem Leben unweigerlich dazu. Sophie hat aber nicht „einfach so“ dieses Projekt gestartet, sondern sie ist selbst betroffen und selbst eine Mutter, die ihr Kind zu früh verabschieden musste. Hier ist ihre Geschichte. ———————————- Als Sophie Anfang 20 war, wurde sie schwanger. …

Glaube, Liebe, Hoffnung

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 15. November 2015 auf meinem Blog leipzigmama.com   2001, mit 15 Jahren, schrieb ich in mein Tagebuch: “Ich habe Angst. Angst vor Terror. Angst vor Krieg. Die Welt wird nie mehr so sein wie sie mal war.” Ich klebte die Fotos von staubbedeckten Menschen, schreienden Frauen und blutenden Männern in mein Tagebuch und war entsetzt. Seitdem gibt es immer wieder Attentate, nicht erst jetzt. Aber jetzt bin ich erwachsen und kann den Schmerz des Verlustes erahnen, die Angst und Wut und Hilflosigkeit. Wütend macht mich der Krieg, die Attentate in Beirut, in Paris, in der Türkei, die brennenden Asylheime, die vielen unterschiedlichen Berichterstattungen, das “in- die- Schuhe- schieben” und “nicht-Schuld-sein-wollen”. Jürgen Todenhöfer hat vorgestern bei Facebook u.a. folgendes geschrieben: “Der Westen hat im Mittleren Osten Krieg gesät. Jetzt kommt der Krieg nach Europa zurück. Und wir erkennen nicht, dass es unsere eigene Gewalt ist, die wie ein Bumerang auf uns zurückschlägt. Sartre hat das schon vor Jahrzehnten vorausgesagt. Erst wenn wir die Rolle des Westens richtig analysieren, können wir die …