Liebe Freunde,
es tut mir leid. Ich schreibe euch, denn ich habe keine Zeit mehr für euch. Warum ich dann schreibe statt mit euch zu reden? Das ist ganz einfach: ich kann es von zu Hause tun. Ich muss mich nicht schminken, ich muss mich nicht anziehen und keinen überteuerten Babysitter bezahlen. Denn: Wir haben Kinder. Nicht nur eins, nein zwei. Zwei sind mehr als eins. Wer zwei oder mehr Kinder hat weiß, von welchem Unterschied ich spreche. Oh ja.
Ein Kind kann man schnell mal zu den Großeltern bringen. Ein Kind nimmt der Babysitter gern. Bei zwei Kindern ist es doppelter Aufwand, doppelt schlechtes Gewissen und doppelt viel Zeit die dafür drauf geht die Sachen der Kinder zusammen zu packen die sie bräuchten um zu den Großeltern gebracht zu werden. Daher handhaben wir das meist so: Es kommt nur einer von uns Eltern zu eurer Party. Nehmt uns das nicht übel. Wie soll es anders gehen?! Ein guter Babysitter kostet 10€ pro Stunde. (Dankbarerweise haben wir nette Freunde, die es auch für weniger machen. Viele Küsse an euch.) Sollen wir den bezahlen damit wir 3h (mehr können wir uns nicht leisten, denn wir haben wie schon erwähnt 2 Kinder) zu euch kommen können, um dabei immer aufs Handy zu schauen ob es den Kindern auch wirklich gut geht und wann wir wieder nach Hause müssen. Nein, es kommt nur einer. Nicht, weil wir nicht gern kommen würden, sondern weil wir uns den Babysitter und die Omaübernachtungen aufheben wollen für die wirklich wichtigen Anlässe wie: Jahrestag, Hochzeitstag und allgemein Zeit zu zweit.
Wir vermissen euch. Wir vermissen Abende mit euch ohne Uhr, ohne “aufs- Handy schauen”, spontane Treffen nach 20Uhr, Treffen die nicht auf dem Spielplatz enden müssen… und trotzdem wollen wir unsere Kinder nicht mehr hergeben. Unser Familienglück. Diese kostbare und erfüllende Zeit mit kleinen Kindern. Wir wollen Freundschaft mit euch leben, aber wir sind vollauf damit beschäftigt unsere Kinder von A nach B zu fahren, Hausaufgaben zu kontrollieren, gesunde Vollwertnahrung zu kochen und in Brotbüchsen zu stecken, unsere berufliche Zukunft abzusichern, unsere Hobbys zu pflegen und die wenige restliche Zeit in unsere Ehe zu investieren. Termine mit uns zu finden ist schwierig, aber gebt nicht auf. Wir brauchen euch, wir lieben es,Zeit mit euch zu verbringen.
Auch wenn Zeit verbringen für uns bedeutet, dass wir immer mit einem Auge nach unseren Kindern schauen müssen und nach 1,5 Stunde wieder aufbrechen müssen. Denn: Wir haben einen straffen Zeitplan. Die Kinder müssen gegen 18Uhr Abendbrot essen und gegen 19Uhr im Bett sein (zumindest hoffen Eltern das. In Wahrheit schlafen die Kinder 20.30Uhr immer noch nicht). Wir dürfen auf gar keinen Fall den Punkt der Müdigkeit unserer Kinder überschreiten, denn dann schlafen sie gar nicht mehr oder wir vor ihnen. Und dann… bekommen wir sie am nächsten Morgen nicht mehr aus dem Bett.
Wir reden sehr gern über unsere Kinder, denn wir sind stolz auf sie. Wir reden über den Inhalt der Windel, über ihre besonderen Fähigkeiten und ihre ersten Worte. Egal wie nervig ihr unsere Kinder finden mögt: Sagt uns das nicht! Wir platzen vor Stolz. Nur wir selbst dürfen “Nervigkeit” erwähnen. Ihr müsst dann ganz entsetzt den Kopf schütteln und uns sagen, wie liebenswert ihr unsere Kinder findet. Ihr könnt euch trösten, unsere Kinder werden größer und die “Nervigkeit” verschwindet. Dafür werden wir immer trauriger und wehmütiger je älter sie werden. Unsere kleinen Babys werden groß. Bitte versucht euch in uns hinein zu versetzen und tragt unsere Gefühlslagen mit.
Ihr seid unsere Freunde, ob mit oder ohne eigene Kinder. Uns verändert das Eltersein. Aber es verändert nicht unsere Gefühle für euch.
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