Alle Artikel in: zum nachdenken 2

Wenn die Angst kickt

Ich gebe es zu: Ich war jahrzehntelang von Angst getrieben. Ich malte mir die schlimmsten Worst-Case Szenarien aus und das gab mir scheinbare Sicherheit. Ich wollte die vermeintliche Kontrolle behalten, wollte mir sicher sein, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, weil ich mich insgeheim so hilflos fühlte, dass ich dachte, ich würde den Herausforderungen des Lebens nicht gewachsen sein können. Immer wieder fing ich meine Sätze mit „Ich habe Angst, dass…“ an und es war mir nicht einmal bewusst. Bis mich irgendwann eine Freundin darauf ansprach, mich fragte, ob ich viel Angst in meinem Leben hätte und ich mich zum ersten Mal damit beschäftigte. Es sollte aber noch weitere 7 Jahre dauern, bis ich mitten in der drohenden 2023-Putin-Krise feststellte, dass ich keine Angst mehr hatte. Zumindest keine, mich überfordernde, mich panisch machende Angst. Wie bin ich dahin gekommen?   Angst zu haben ist per se nichts Schlechtes. Angst warnt uns vor Gefahren und im Normalfall tun wir gut daran, unserem Instinkt zu folgen. Angst kann Mut in uns hervorbringen, uns helfen, unsere Komfortzone zu …

Mein Wort des Jahres für 2022: Geduld

Ungeduld ist mein zweiter Vorname. Diese schlechte Eigenschaft ist bei mir so offensichtlich, die bemerken Außenstehende schon nach kurzer Zeit. Dabei bin ich nicht mit anderen Menschen ungeduldig, sondern vor allem mit mir und dem Leben. Ich will alles sofort. Jetzt. Am liebsten gestern schon. Ich beschleunige Prozesse, wo ich nur kann und etwas entstehen und wachsen zu lassen, fällt mir ungemein schwer. Dabei sind Prozesse so wichtig, weil sie uns dabei helfen, auf dem Weg all die nötigen Skills zu lernen. Der Weg ist das Ziel. Bei mir ist aber immer das Ziel das Ziel und wenn ich es erreicht habe, habe ich direkt 10 neue Ziele im Gepäck, die ich als nächstes erreichen will. Daraus resultiert vor allem eine ständige Unzufriedenheit. Mit mir und meinen Erfolgen nicht zufrieden zu sein und dabei eine ständige Getriebenheit zu verspüren. Geduld mit mir selbst und meinen eigenen Prozessen, das möchte ich mir gern zugestehen. Ich habe Pläne und Ziele für dieses Jahr, aber nichts muss. Es ist ein Prozess des Loslassens und Kontrolle Abgebens, etwas, das …

10 Dinge, die ich nur für mich mache

10 Dinge, die ich gerne mache. Nur für mich. Diese aufzuzählen sollte nicht schwer sein. Ein langes Bad nehmen, ohne unterbrochen zu werden. Einen sinnlosen Belletristik Roman zu lesen, der nichts weiter kann, außer zu unterhalten. Ins Kino gehen. Obwohl ich nach zigtausenden Netflix Serien es kaum noch schaffe, einen ganzen Film ohne Unterbrechung anzuschauen. In die Karibik fliegen. Oder nach Kuba. Oder noch besser, nach Island. Aber es wäre noch schöner, ich könnte die Kinder mitnehmen. Also vielleicht lieber nur ein Wellnesswochenende. … … … 10 Dinge erscheinen gar nicht viel und doch scheinen sie viel zu viel. Als hätte ich verlernt, was mir gefällt und wer ich bin. Ohne Kinder. Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, alles in Rekordgeschwindigkeit zu machen, alles unter einen Hut zu bekommen, Multitaskingmäßg Job, Kinder, Haushalt, das Geburtstagsgeschenk und die volle Windel abzuarbeiten, dass wir, sollten die Kinder irgendwann flügge werden, gar nicht mehr wissen werden, was wir mit der ganzen Zeit anfangen sollen.   Zwischen Wäschebergen und Sorgenmonstern Dieser Prozess kommt schleichend. Und er startet im …

Zwischen Glückssprudeln und Post-Pandemie Gefühlen

„Mama, was steht da auf dem Buch?“ „Da geht es um Glück.“ „Wieso lesen Erwachsene so etwas?“ „Weil sie verlernt haben, glücklich zu sein, oder das Glück nicht mehr erkennen können. Was hat dich denn heute glücklich gemacht?“ „Der Pool. Und die Melone.“   In den vergangenen Wochen habe ich immer mal dieses ganz tiefe Glückskribbeln im Magen gespürt. Wenn ich auf unserer Terrasse saß, die Vögel zwitscherten und die Sonne mir warm auf die Beine brannte. Diese Dankbarkeit für unseren Garten, die neue Sitzlounge, meine Kinder, meinen Job und über alles was ich erreicht habe, zauberte mir ein Lachen aufs Gesicht. Die vielen Jahre in denen ich hart an mir gearbeitet habe. Die vielen Momente der Tränen. Die Durststrecken und Wüstenstrecken meines Lebens, in denen ich an mir zweifelte und nicht weiter wusste. Die vielen Charakterschulungen und dieser harte Weg hin zu Selbstliebe und die viele Ehrlichkeit auch gegenüber mir selbst, die mich verändert hat. All das mündete in einem dieser Momente auf unserer Terrasse mitten im glucksenden Lachen der Kinder, die sich mit …

Versagensgefühle.

„Mama, du musst nicht immer versuchen, alles richtig zu machen. Du bist in letzter Zeit so gestresst. Du bist gut so, wie du bist. Du darfst Dinge vergessen.“ So sagte meine große Tochter eines Tages im Auto zu mir, nachdem ich die Wickeltasche vergessen hatte und unser Babymädchen die Windel voll hatte. Wir versagen als Menschen. Als Frauen. Immer wieder. Dabei sind wir permanent damit beschäftigt, möglichst perfekt zu sein. Perfektionismuswahn. Es gibt Frauen, die sich noch in der Nacht hinstellen, um einen Kuchen für den Kuchenbasar zu backen. Wir haben BPA-freie Bentoboxen mit kleinen Apfelstückchen und Dinkelstangen mit auf dem Spielplatz. Wir organisieren playdates für unsere Kinder und fahren mit ihnen zu all ihren nachmittäglichen Aktionen. Wir versuchen gleichzeitig noch, uns selbst zu verwirklichen und mindestens halbtags arbeiten zu gehen. Wir arbeiten in der Kirche mit. Ehrenamtlich. Wir versuchen die ganze Zeit, das Leben zu finden und sind dabei so vollauf beschäftigt, dass es an uns vorbei rast. Wo ist das Abenteuer hin, von dem wir immer geträumt haben? Wie kommen wir aus der …