Nachdenkenswertes
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Vergleichen. Oder wie dir das langsam die Freude am Leben raubt.

 

Vergleiche dich nicht. Damit bin ich groß geworden, das war mein Mantra. Ich war als Kind auf einer Schule wo man versuchte, so individuell wie möglich zu sein. Je abgefahrener die Kleidung desto cooler war man. Hip, unnahbar, ultra cool. Ein bisschen links und hippie und ganz typisch Leipzig.

Ich wollte nie so sein wie andere, ich wollte polarisieren, auffallen um jeden Preis. Gleichzeitig war dieses Auffallen ein Zeugnis davon, dass ich eine ganz schüchterne und unsichere Person war, die sich hinter einer Fassade versteckt hat. Niemand sollte sehen, wer ich wirklich war. Nämlich ganz normal und verletzlich. Eigentlich änderte sich das erst vor 5 Jahren als ich einen schweren Schlag in meinem Leben verkraften musste und nichts mehr so war wie vorher. Ich entschied mich mehrfach ganz bewusst, mein Leben so zu leben wie ich das für mich entscheide. Nach meinem Gewissen und bestem Wissen und nicht mehr, weil ich anderen gefallen möchte.

Langsam auch zog ich mich „normaler“ an, wurde normal, lebte normal (und spießig), fand meinen Traummann, gründete Familie und hatte keine Probleme mehr, mein wahres Ich zu zeigen und zu sein wer ich wirklich war und bin. Aber dann gibt es Momente…

… Momente in denen ich unsicher bin

… Momente in denen ich mich vergleiche

…Momente in denen ich feststelle, dass andere viel effektiver, viel dünner, viel erfolgreicher sind als ich

… Momente in denen mir bewusst wird, dass ich etwas in meinem Leben verpasst habe

…Momente in denen ich trauere immer noch keinen Doktor zu haben (großer Lebenstraum, wahrscheinlich nie erreichbar)

… Momente in denen ich feststelle, dass andere in meinem Semester schon viel, viel weiter sind als ich

… Momente in denen ich mich unfähig, unbegabt und faul fühle

… Momente in denen ich aufgeben möchte, weil der Weg viel zu weit erscheint

 

Und dann halte ich inne. Ich vergleiche mich mit anderen, das ist mir bewusst. Ich verliere den Fokus auf mein Leben. Mein schönes Leben für das ich mich jeden Tag neu entscheide. Meine Kinder, meine Arbeit, meine Familie. Unsere Lebenspäckchen die wir tragen. Es ist sinnlos, dass ich mich mit unverheirateten, kinderlosen Frauen vergleiche, die ihr Studium in der Regelstudienzeit schaffen anstatt stolz auf mich zu sein, dass ich tatsächlich schon so weit gekommen bin und schon so viele Prüfungen geschrieben und bestanden habe. Ich sollte dankbar und stolz sein und mein Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Das Leben ist so viel schwerer und komplizierter als ich es mit 18 Jahren erwartet habe. Jetzt, 12 Jahre später, stehe ich staunend davor. So viel habe ich erreicht, so viel ist passiert. Schönes und Schweres. Glückliches und Trauriges. Lachen und Weinen. Und statt dankbar zu sein lasse ich mich immer wieder demotivieren, lasse zu, dass Menschen mit schlechten Gedanken in mein Leben sprechen dürfen und diese kurze Zeit die wir auf der Erde haben, mir vermiesen können. Ich lasse zu, dass mich Vergleiche runterziehen und mir den Wert nehmen, den ich habe. Warum gebe ich dem so viel Gewicht?! Gerade gestern habe ich einen Satz von Leo Bigger, einem bekannten Pastor gehört: „Lasse nicht zu, dass du deinen Fehlern und Fakten in deinem Leben mehr Gewicht gibst, als dem Wert den du in Gott hast.“ Soll heißen: Ich falle aus meiner Regelstudienzeit und wenn der Dekan schlecht gelaunt ist, könnte er mit mir schimpfen oder weitaus Schlimmeres. Aber diese Gedanken machen mich kaputt, zerstören mir den Tag und demotivieren mich. Ich möchte lieber Gott Raum geben für Wunder. In meinem Fall: Mich erfolgreich durchs Studium zu bringen. Schließlich studiere ich Theologie, wer wenn nicht ich, müsste da an Wunder glauben.

 

Foto von J.Weicker

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