Alle Artikel mit dem Schlagwort: Januar

“Du bist ein Gott, der mich sieht”

Jedes Jahr ziehen ein paar Menschen einen Bibelvers, der die Christen als Motto durch das Jahr begleitet. Und dieses Jahr, komme ich tatsächlich nicht an diesem Satz vorbei. Er fasziniert mich und vor allem die Geschichte, die dahinter steht. Eine Geschichte, die ich schon als Kind gleichzeitig sowohl faszinierend, als auch irritierend empfand. Es ist die Geschichte der Sklavin Hagar. Hagar bedeutet “Fremde”. Hagar ist die Stammmutter der Muslime, die Nebenfrau von Abraham und Sklavin von Sara, dessen Frau. Sara und Abraham warten vergeblich auf Kinder, sind uralt, so findet Sara die Lösung darin, dass Abraham ihre Sklavin Hagar zur Nebenfrau erwählt, um Kinder zu zeugen. Das ist für uns schockierend, war in damaligen Zeiten in der Kultur aber nicht unüblich. Hagar wird schwanger und bekommt einen Sohn. Sie nennt ihn Ismael. Später wird auch Sara wundersamerweise schwanger. Ihr Sohn heißt Isaak. Sara wird eifersüchtig auf Hagar, es ist ein schwieriges Zusammenleben. Daher wird Hagar gebeten, zu gehen. Gebeten ist das falsche Wort, denn sie hat keine Wahl. Abraham und Sara nennen sie die ganze …

Mein Wort des Jahres 2023

Jedes Jahr stelle ich ein Wort über mein Jahr, eine Art Motto. Meistens vergesse ich im Laufe des Jahres, aber wundersamerweise schlängelt es sich trotzdem durch das Jahr und ist immer mein Lernort, meistens eine Herausforderung. Dieses Jahr habe ich mich für zwei Worte entschieden. Loslassen und Alignment. Alignment ist englisch und bedeutet Ausrichtung. Es schoss mir vor einigen Wochen in den Kopf und passt sehr gut dazu, was ich in diesem Jahr vorhabe. Neuausrichtung. 2023 werde ich mit meinem Master in den Endzügen stehen und möchte mich daher auch neu ausrichten. Keine Sorge, Bücher wird es weiter geben. Es erscheinen direkt 3 Bücher von mir dieses Jahr. Die vergangenen Pandemiejahre waren herausfordernd und ich musste mein ganzes Berufsbild neu finden. Das ich nun keine Pfarrerin mehr werde, und das hatte ich selbst entschieden, hat mich trotzdem ganz schön durchgeschüttelt in meiner Identität. Zu lange oder so lange hatte ich mich darüber definiert. Die Pandemiezeit habe ich genutzt, um bewusst an mir zu arbeiten, Vergangenheit und Verletzungen zu heilen. Zu gern habe ich über alles …

Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden

Die Zeit um den Jahreswechsel herum ist für viele eine Zeit für Rückschau und Ausblick. Wieso mich das dieses Jahr besonders herausgefordert hat und was letztlich dabei herausgekommen ist, davon gibt es hier einen kleinen Einblick. Kurz vor Silvester werde ich fast jedes Jahr ein bisschen melancholisch. Silvester-Blues nenne ich das Ganze. Es ist eine Zeit des Zurückblickens. Man zieht ein Fazit über das vergangene Jahr: Was war gut, was weniger gut? Was möchte man beibehalten, was gern ändern? Dieses Jahr fiel mir der Rückblick besonders schwer und ich drückte mich eine ganze Weile lang davor. Es war ein herausforderndes und schwieriges Krisenjahr, für viele von uns. Ich hatte das Gefühl, außer Schwierigkeiten hatte es in meinem eigenen Leben nicht viel gegeben. Doch als ich genauer hinschaute und mein Augenmerk vor allem auf das Positive richtete, merkte ich: Das stimmte nicht! Da waren so viele Lichtblicke. So viele vor allem kleine und auch ein paar große Momente, auf die ich mit Freude und Dankbarkeit zurückblicken durfte. Und da, wo ich eigentlich nur Stillstand vermutet hatte, …

Die euphorische Stunde

Heute Morgen kroch ich in aller unchristlicher Frühe diesem dritten Januartag entgegen, der sich wenig freundlich und einladend zeigte, wahrscheinlich war er auch noch müde. Ich erweckte Kinder zum Leben, eine wundersame Leistung biblischen Ausmaßes, nötigte Pausenbrote in Dosen und den Hund nach Draußen. Ich erinnerte an Fahrkarten, Schlüssel und verarztete eine lädierte Hand und einen lädierten Kopf. Vor der Haustür finsterste Schwärze. „Kein Wunder!“, maulte ich mitten hinein in`s schönste Durcheinander, „kein Wunder, dass Neujahrsvorsätze die erste Woche nicht überleben. Von wegen Euphorie des Anfangs!“ Ein Zwölfjähriger auf der Suche nach seinem zweiten Schuh erklärte, dass es sich bei ihm allerhöchstens um eine euphorische Stunde, nämlich von Mitternacht bis ein Uhr morgens, handeln würde. Euphorische Stunden sind großartig. Meistens handelt es sich dabei um die Stunden, in denen Leben geschenkt wird. Die Geburtsstunde eines Kindes. Der Beginn einer Liebe. Der Start eines neuen Projekts. Das Erwachen eines Traumes. Die Geburtsstunde eines neuen Jahres voller Möglichkeiten und Aussichten. Etwas Neues beginnt, es liegt ein Zauber darin, will wachsen und bestaunt werden, erfüllt Herzen mit Dankbarkeit …