Nachdenkenswertes
Schreibe einen Kommentar

slow family life: Von Angst getrieben

*Werbung

Im Sommer findet in Leipzig immer eine riesengroße Open Air Veranstaltung in einem großen Park statt. Hier spielt das Gewandhausorchester live und kostenlos und zigtausende Menschen sitzen auf Picknickdecken und Klappstühlen davor und trinken Wein und essen leckere Häppchen. Eine wundervolle Sache. Merlind war mit und Merlind ist sehr freiheitsliebend. Der Mann war so klug und hatte an unsere Walkie Talkies gedacht und so wanderte Merlind allein mit Walkie Talkie durch die Menschenmassen. Zur Bühne, zu einer Freundin die sie gefunden hatte und wieder zu uns zurück. Manchmal fand sie uns nicht, da bekamen wir eine panische Stimme im Walkie Talkie zu hören. Ohne dieses Funkgerät wäre ihr diese Freiheit nicht möglich gewesen. Sie ist 5 Jahre alt und fühlt sich als Mittlere viel größer als sie ist. Sie würde gern einkaufen gehen und im Park allein spielen. Natürlich hat ihr Freiraum Grenzen, weil ich mir nicht sicher bin, ob sie das bewältigen kann und ob sie nicht doch mit jemandem mitgehen würde.

Es ist für die Entwicklung der Kinder mehr als nur wichtig, ihnen Freiraum zu geben. Freiraum, etwas allein zu schaffen und zu bewältigen stärkt ihr Selbstwertgefühl und schärft ihre Identität. Ein Kind kann sich nicht allein im Straßenverkehr bewegen, wenn es das nie allein machen musste. Es kann keine Straßenbahnabfahrtszeiten erkennen, wenn es das nie allein vorher getan hat.

In den 1950er Jahren spielten Kinder in einem Umkreis von bis zu 3,6 Kilometern von zu Hause, in den 70er Jahren waren es noch 0,9 Kilometern und heute sind es nur noch 0,27 Kilometern, das belegt eine Studie der Universität Bochum. Dabei ist gerade das zweckfreie Herumstromern unter freien Himmel gut für die soziale Entwicklung und bietet allen Kindern die gleichen Möglichkeiten.

“”Verinselte Kindheit” nennen Soziologen diese Entwicklung. Eine niedliche Vokabel für ein hässliches Defizit, das zum Generationenproblem heranwachsen könnte. Denn die Forschung zeigt, wie dringend Kinder das Gegenteil benötigen, das freie Spiel an der frischen Luft. Es ist nicht nur gesund für das einzelne Kind, weil es körperliche und geistige Fähigkeiten fördert und beim Erlernen sozialer Kompetenzen hilft. Die gesamte Gesellschaft profitiert – wenn man das Draußenspielen als politisches Instrument gegen soziale Ungleichheit versteht.” so schreibt es die ZEIT in ihrem Artikel “Lasst die Kinder frei! Wo ist das Abenteuerland!”, 2015.

Sie kommen ja kaum aus dem eigenen Garten heraus. Auch das belegt die ZEIT-Umfrage: 56 Prozent der Eltern gestatten ihrem Nachwuchs unbeaufsichtigtes Spielen nur “auf dem eigenen Grundstück” oder “in der direkten Nachbarschaft”. “Keine Chance also, über Höllenschlund-Schluchten zu springen oder in See zu stechen.”

Oftmals ist es so, dass Kinder selbst nach ihren Freiräumen verlangen. Sie bitten ihre Eltern, etwas allein machen zu dürfen. Dann liegt es an uns, diese Freiräume abzuwägen und in einem sicheren Rahmen zu ermöglichen. Unsere 5jähriuge darf noch nicht zum Bäcker gehen, aber sie darf mit Walkie Talkie in der Siedlung mit Spielstraße allein herumlaufen. Unsere 9jährige aber darf auch mit ihrer Freundin zum Softeisstand an der Straßenecke gehen. Nun aber möchte die 9jährige Lele unbedingt im nächsten Schuljahr allein mit der Straßenbahn nach Hause fahren. Mein Mamaherz wummert bei dem Gedanken in der Brust. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie in die richtige Bahn einsteigen wird. Trotz mehrfachen Übens hat sie das immer noch nicht verinnerlicht.

Nach einer Umfrage der Wochenzeitung „die Zeit” hat jeder Zweite ein mulmiges Gefühl dabei, sein Kind allein rauszulassen. Begründet wird das mit der Angst vor „Fremden” und den „Gefahren im Straßenverkehr”. Ein Blick auf die Statistik zeigt: Die Zahl der Kindesentführungen und Morden ist seit Jahrzehnten nicht gestiegen. Und meist stammen die Täter aus dem Verwandten- oder Bekanntenkreis. Auch im Straßenverkehr haben Kinder ein geringeres Unfallrisiko als andere Gruppen. Noch immer sterben Kinder zwar im Straßenverkehr. Laut Statistik saßen sie dabei jedoch meist selbst im Unfall-Auto.

“Jedes Risiko zu vermeiden ist genau die falsche Strategie. Wie soll sich jemand in der Welt zurechtfinden, wenn jede Gefahr von ihm ferngehalten wird? Wer heute zwischen fünf und fünfzehn Jahren alt ist, wird einen Beruf ergreifen, wenn Deutschlands Bevölkerung schrumpft. Die Kinder von heute werden dann die Geschicke dieses Landes leiten: Sie sollen als Ärzte und Pfleger auf Krankenstationen zusammenarbeiten, sie werden mit Problemen von Flüchtlingen bis Klimawandel konfrontiert sein, sie müssen als Lehrer und Erzieher die übernächste Generation prägen. Da sollten wir uns eine Generation starker Persönlichkeiten wünschen, sozial kompetent und empathisch. Und dafür müssen Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen, Risiken eingehen, ihre Grenzen testen dürfen. Und sie müssen lernen, mit anderen Menschen klarzukommen, ohne dass Mama oder Papa danebenstehen.” so schreibt es die ZEIT im oben genannten Artikel.

Okay. Da kann ich mitgehen. Das finde ich gut. Trotzdem habe ich ein Kind, das nicht genau weiß, in welche Straßenbahn es einsteigen muss und bin Mutter und da habe ich dieses Sorgenäffchen im Kopf. Fakt ist auch: Das Walkie Talkie reicht nicht bis zur Schule, das Smartphone ist gut, aber bis sie es rausgekramt und angemacht hat, vergeht so viel Zeit… das ist keine adäquate Lösung. Auch möchte ich gar nicht, dass meine 9jährige mit dem Handy in der Hand herum läuft. Unsere Lösung war die Smartwatch Uhr von Xplora, die ich seit Heute auf Instagram vorstelle und bei der ihr eine gewinnen könnt! Schaut schnell rüber auf meinen Instagram Account, wenn ihr darauf Lust habt!

Oh, jetzt schreien einige Eltern auf. Sie lässt ihr Kind orten! Das ist aber auch keine Freiheit. Stimmt. Ich habe aber nicht vor, sie länger zu orten, als sie das von mir möchte. Bisher gibt ihr das die Sicherheit die sie braucht, um erste Schritte gehen und mich erreichen zu können.

Nach der 2014-er-Umfrage des LBS-Kinderbarometers ist jedes fünfte Kind zwischen neun -14 Jahren unzufrieden damit, dass es in seiner Umgebung nicht so spielen kann, wie es gerne möchte. Kinder spielen am liebsten mit „Freunden” und „draußen”, sagen sie laut Befragung „Kinder und Medien”. Erst weit dahinter liegen die Freizeitbeschäftigungen „Fernsehen gucken” und „Computer spielen.”

Ich habe eine Diskussion mit einer Freundin gehabt, welche die Vorstellung ganz furchtbar findet, ein Kind mit GPS und auch mit Walkie-Talkies in irgendeiner Weise zu überwachen. Sie meint, dass dem Kind falsche Sicherheit vermittelt wird indem es sich vielleicht mehr zutraut weil es das Gefühl hat dass es eh immer gefunden wird. Fakt ist aber, dass durch die Uhr das Kind tatsächlich gefunden wird. Am Ende der Diskussion meinte sie, dass sie ihr Kind eh nicht alleine zum Bäcker gehen lassen würde. Am Ende des Tages muss es jede Familie so machen, wie sie sich wohlfühlt. Es geht um Sicherheit und um das Gefühl von Sicherheit.

Ich bin für kindliche Freiheit  und da ich mir aber nicht sicher bin in der Großstadt und ich gut arbeiten möchte, ohne mir den ganzen Tag Sorgen zu machen, wann und ob das Kind nach Hause kommt, brauche ich eine Lösung. Ja, ich habe Angst.  Angst ist ja immer ein falscher Ratgeber aber Angst gehört auch zum Leben dazu und dieses Gefühl macht und vorsichtig vor gefährlichen Situationen. Unsere Kinder nutzen gern freiwillig und selber das Walkie-Talkie und dieUhr. Warum? Weil sie sich damit sicherer fühlen, weil sie sich damit Sachen zutrauen und wissen dass Sie uns kontaktieren können. Und, weil sie uns jederzeit erreichen können, um zu fragen, ob sie noch eben zur Freundin gehen können.

Am Ende kann keine App einem die Sorge über das Kind nehmen. Die Liebe schafft, dass wir uns immer sorgen. Ich sorge mich auch, wenn ich per App sehe, dass sie irgendwohin läuft. Ich sorge mich, wenn sie mich anruft und wenn sie mich nicht anruft. Eine App gibt uns die Sicherheit, dass wir unsere Kinder anfangen, los zu lassen und ihnen die Freiheit geben, erste Schritte allein in der großen Welt zu gehen.

 

Falls euer Kind tatsächlich mal verloren gehen sollte, dann findet ihr hier einen sehr tollen Tipp von Tollabea:

Wisst ihr was zu tun ist wenn euer Kind plötzlich verschwunden wäre?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert