Wir lieben den Film “Charlie und die Schokoladenfabrik”, ich hab keine Ahnung wie oft ich ihn schon geguckt habe. Und ich muss jedesmal weinen. (Danke Tim Burton, für deine Filmkunst.)Und wisst ihr, ich weine auch jedesmal an derselben Stelle. Und zwar da, wo Charlie die goldene Eintrittskarte findet, damit nach Hause rennt und (jetzt kommts), sein Opa aus dem alten, verlotterten Bett aufsteht, indem er lebt, indem er schläft und isst (und das mit noch 3 anderen alten Menschen zusammen) und anfängt zu tanzen vor Glück. Das berührt mich. Mich berührt auch, wie Charlie seine jährliche Schokolade, die er zum Geburtstag bekommt, mit seiner ganzen Familie teilt. Und ja, natürlich ist das übertrieben und kitschig, aber ich frage mich mehr, WARUM mich das jedesmal so berührt?
Der Film spielt nämlich genau mit diesen Aspekten. Die anderen Kinder in dem Film sind allesamt verwöhnt. Sie kommen aus guten Elternhäusern und sind überhäuft mit allem was sie brauchen und noch viel mehr. Und sie haben allesamt einen verdorbenen Charakter. Macht Verzicht also, dass man ein guter Mensch wird? Verziehen wir unsere Kinder, wenn wir sie überschütten? Oder umgekehrt: Ist es schwer, einen guten Charakter zu haben, wenn man reich ist? Wie schwer ist es, sein Kind zu einem charakterstarken Menschen zu erziehen, wenn man reich ist?
Ich habe auch schon erlebt, dass Eltern auf der “anderen Seite vom Pferd fallen”, wenn sie genau das versuchen. Sie sind reich, aber sie wollen, dass ihr Kind normal groß wird und schaffen es, dass das Kind sich nicht mehr geliebt fühlt von ihnen. Denn Kinder sind nicht doof. Die wissen, dass man sich mehr leisten kann, als einen Kaugummi zu Weihnachten und sie wissen auch, dass sie keine Not haben sollten. Doch sie haben Not.
Not und Sorgen zu haben macht also auch keinen starken Charakter und schafft in diesem Fall auch keine starke Bindung zu den Eltern.
Wie machen wir es nun aber richtig?
Unseren Mädchen geht es gut. In jeglicher Hinsicht haben sie alles, was ein Kind braucht. Nicht nur materiell, auch psychisch werden ihre Bedürfnisse wahrgenommen. Wir hören zu, wir teilen Leben, wir erziehen, wir setzen logische Grenzen und drücken auch mal ein Auge zu. Sie dürfen toben, spielen, frei sein und haben in uns sowohl Freund als auch Elternteil. Die meiste Zeit würde ich sagen, dass wir einen guten Job machen. Aber ja, es gibt natürlich auch Tage, die hätten besser laufen können. Aber es gibt da einen Haken: Wir verwöhnen unsere Mädchen gern. Und wir müssen uns selbst ermahnen, dass weniger zu tun. Sie bekommen auch zwischendurch Geschenke und auch von Oma&Opa, von den Paten und Freunden gibt es immer wieder was. Ja, sie freuen sich. Immer noch. Aber ja, mir fällt auch auf, dass sie die kleinen Dinge nicht mehr schätzen können. Das ist nicht gut. Das ist nicht, was wir uns wünschen.
Ich bin so froh, dass wir ein Dach über dem Kopf haben, Essen kaufen können und wir Arbeiten gehen können. Ich bin dankbar, dass wir fleißig sind, unsere Talente einsetzen und damit unsere Familie versorgen können. Und gleichzeitig müssen wir uns selbst ermahnen. Wir hatten dieses Übermaß aufgrund DDR und Wendezeit nicht als Kinder. Da war alles neu, alles toll und alles bunt. Unsere Eltern mussten hart arbeiten (wir natürlich auch) und durch das harte Arbeiten freuen wir uns so, dass wir unseren Kindern jeden Wunsch von den Augen ablesen können. ABER sie können das ja nicht schätzen, denn sie hatten NIE Mangel (Gott sei Dank!).
Unsere Lösung sieht also so aus: WARTEN. Keine sofortige Wunscherfüllung, sondern Geduld lernen. Entweder der Wunsch verflüchtigt sich oder er bleibt. Wenn er weg ist, war er nicht wichtig und wir haben Geld gespart. Wenn er bleibt, wird die Freude umso größer. Vor ein paar Tagen war es Kugelknete. “Bitte, können wir auch Kugelknete kaufen?” Meine Hand zuckte auf die amazon App um zu schauen, was die überhaupt kostet. In Gedanken sah ich mich zum nächsten Spielladen tigern oder die Oma bitten, mal vorbei zu schauen. NEIN! Sie darf warten. Sie soll warten. Sie muss nicht bis Weihnachten warten, aber sie soll ein bisschen warten. Wir sind keine Wunscherfüller, sondern liebende Eltern und meine Aufgabe ist es, keines von diesen 4 nervtötenden Kindern zu erziehen, die bei “Charlie und die Schokoladenfabrik” alle gestört wieder aus der Fabrik kommen.
Wie sieht eure Lösung aus?