„Mama, du musst nicht immer versuchen, alles richtig zu machen. Du bist in letzter Zeit so gestresst. Du bist gut so, wie du bist. Du darfst Dinge vergessen.“ So sagte meine große Tochter eines Tages im Auto zu mir, nachdem ich die Wickeltasche vergessen hatte und unser Babymädchen die Windel voll hatte.
Wir versagen als Menschen. Als Frauen. Immer wieder. Dabei sind wir permanent damit beschäftigt, möglichst perfekt zu sein.
Perfektionismuswahn.
Es gibt Frauen, die sich noch in der Nacht hinstellen, um einen Kuchen für den Kuchenbasar zu backen. Wir haben BPA-freie Bentoboxen mit kleinen Apfelstückchen und Dinkelstangen mit auf dem Spielplatz. Wir organisieren playdates für unsere Kinder und fahren mit ihnen zu all ihren nachmittäglichen Aktionen. Wir versuchen gleichzeitig noch, uns selbst zu verwirklichen und mindestens halbtags arbeiten zu gehen. Wir arbeiten in der Kirche mit. Ehrenamtlich. Wir versuchen die ganze Zeit, das Leben zu finden und sind dabei so vollauf beschäftigt, dass es an uns vorbei rast. Wo ist das Abenteuer hin, von dem wir immer geträumt haben? Wie kommen wir aus der Spirale des Perfektionismus heraus? Wie machen wir uns frei von den Erwartungen, die all die Menschen in unserem Leben an uns haben?
Und dann ist da noch Gott. Die Suche nach ihm und Begegnung mit ihm ist irgendwo unter Wäschebergen, schmutzigen Fenstern und to-do Listen begraben. Wir haben ihn verloren und die Priorität, einfach da zu sitzen und Bibel zu lesen ist weit nach unten gerutscht. Wir sind ja heilfroh, wenn wir es schaffen, morgens einen Kaffee zu trinken und dabei unsere Augen offen zu halten.
Ein Geschenk.
In all diesem Trubel, dem Stress, dem Kampf ums (Über-)leben habe ich den Artikel Du bist genug geschrieben. Und der zählt auch noch heute. Dazu kommt aber die tiefe Gewissheit, die ich von Nicole Staudinger gelernt habe:
1. Du bist in der Lage, morgens ohne Schmerzen aufzustehen? Dann ist das ein guter Tag!
2. Wow, du kannst deine Kinder nachmittags herum fahren. Wie glücklich du sein kannst.
3. Du darfst an einer (sinnlosen) Schulveranstaltung teilnehmen und beim Auftritt deines Kindes dabei sein. Das ist ein Geschenk.
Egal, wie stressig der Alltag ist. Er ist ein Geschenk.
Versagensgefühle sind überhaupt nicht angebracht. Denn deine Kinder haben nur dich und genau deshalb bist du einfach wundervoll und mehr als wichtig. Bei den meisten Menschen herrscht mehr Schein als Sein, also steh authentisch zu deiner Unperfektion. Die meisten Mütter werden es dir danken.
Gott ist immer da. Im Wäscheberg. Im Chaos. Beim angebrannten Kuchen. Immer. Er wird auch nicht weggehen. Er geht auch nicht weg, wenn du wenig Zeit für ihn hast, keine Lust auf ihn oder wenn dich Gott einfach überhaupt nicht interessiert und du diesen Artikel nur zufällig liest.
Sei frei. Atme. Genieß deine Kinder und all das Gute, was du hast.