Nachdenkenswertes
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Trauerzeiten

Da sind die Ostertage vorbei.

Ostern, das hat sich dieses Jahr zerrissen angefühlt. Ein Jahr ist es her, dass meine Freundin mit 30 Jahren von dieser Welt gegangen ist. Dieses Jahr hatte ich Rückenschmerzen, Bauchkrämpfe und konnte schlecht schlafen.

 


Zusätzlich dazu habe ich seit vielen Jahren seelische Schmerzen, weil ich die christlichen Feiertage ohne Pastorinnen-Amt verbringe. Seit 12 Jahren nun schon. Immer habe ich darin eine Sinnerfüllung gefunden, auch etwas, worin ich meine Berufung gesehen habe. Und auch das ist schmerzhafte Realität: Das gibt es seit 12 Jahren nicht mehr und es ist eine Art immer wiederkehrende Trauer, die seltsamerweise eher stärker als schwächer wird.

Kann ich das ändern? Vielleicht. Will ich es ändern? Das weiß ich nicht.

Berufung leben, das muss ich nicht von einem Altar oder einem Redepult.

Trauer. Ein Gefühl, das eigentlich auch gut zu Ostern passt, oder? Jesus ist gestorben. Ein Freund, ein Bruder, ein Sohn. Was für ein Schmerz für die Menschen, die ihn geliebt haben. Ihn leiden zu sehen. Zu sehen, wie er seinen letzten Atemzug macht. Trauer, die alle 3 Tage lang erfüllt haben muss. Dieser schreckliche Verlust.

Doch seine Berufung endete nicht. Stattdessen zeigte er seine Liebe, seine tiefe Hingabe an die Menschen. Gott selbst starb. Für uns, für alle Menschen. Stellvertretend für all die Opfergaben, die alle immer bis dahin tätigen mussten, damit sie Vergebung erlangen konnten. Du bist frei von Schuld. Du bist frei von Schmerz. Dir ist vergeben. Du kannst nicht mehr aus Gottes Hand fallen.

Dieses Jahr zu Ostern wollte ich mich in Gottes Hand kuscheln. Und ich muss ehrlich sagen: Ich fühlte keine wohlige Wärme, keine Heilung meiner Seele. Es war ermüdend und traurig und das ließ sich auch nicht schönreden. Auch Ostersonntag war es nicht besser.

Studien haben gezeigt, dass Menschen, die glücklich sind, länger leben. Menschen sind glücklich, wenn sie sich in Beziehungen befinden, in denen sie sich öffnen können. Bei denen sie echt sein und Nähe zulassen können. Dieses Osterwochenende umarmte ich meinen Mann öfter als sonst. Ich flüsterte: „Es geht mir nicht gut.“ Er flüsterte zurück: „Ich mache mir Sorgen um dich.“ Ich schloss meine Augen. Ich fuhr zu meinem besten Freund. Er brachte mich zum Lachen. Ich sagte: „Es geht mir nicht gut, ich vergesse viel.“ Er sagte: „Das ist kein Wunder, du machst zu viel.“ Und er drückte mich noch einmal extra. Meine Freundin schrieb mir: „Wie geht es dir heute?“ „Nicht gut“, antwortete ich. „Das tut mir leid“, sagte sie.

Umgeben zu sein von Menschen, denen wichtig ist, wie es uns geht, ist heilsam. Wir müssen den Schmerz nicht allein tragen. Ich kann auch beruflich trauern. Es ist kein Gefühl, dem wir ausweichen müssen, sondern das zum Leben dazu gehört. Nur weil wir Kummer spüren, können wir auch Trost, Halt, Wärme wertschätzen. Nichts ist selbstverständlich im Leben.

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