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Ich habe hier schon mal eine Einführung gegeben übers entspannte “slow family” – Leben. Wir wollen noch bewusster, als wir das schon tun, entspannter und achtsamer leben. Eigentlich leben wir schon so und unsere Kinder werden so groß, aber es ist noch einmal etwas ganz Anderes, wenn man sich dessen bewusst wird und man beginnt, Worte zu finden.
Ein entspanntes Familienleben kann man lernen. Es muss keiner so leben wie wir. Es ist nur mein Anliegen, dir mit zu geben, wie und warum wir unsere Kinder so groß werden lassen.
Wir führen einen autoritativen Erziehungsstil. In unserer Familie gibt es Regeln. Das sind zum Beispiel Tischregeln, die beinhalten, dass Beine und Füße nicht auf den Tisch kommen, das wir Besteck benutzen oder den Ellenbogen nicht auf den Tisch nehmen. Es gibt auch für Frida Regeln. Sie darf beispielsweise die Glasmüslischalen nicht aus dem Regal ziehen oder den Dekobaum nicht umwerfen. Beides hat sie natürlich schon getan bzw versucht und hat daraus gelernt. Fällt euch etwas auf? Nein, ich habe nichts weggeräumt. Wir haben keine Eckenschützer und lassen auch die Blumenvasen stehen. Nur die Steckdosen haben wir gesichert. Frida trinkt aus einem Glas (das wollte sie so, wie ihre großen Schwestern) und isst von einem normalen Teller. Zwischenzeitlich, wenn die Werf-phase beginnt, wird der mit einem Plastikteller ausgetauscht, klar. Die Kinder erleben viel Freiheit, wenig “Nein”, aber wenn es ein “Nein” gibt, dann ist das tatsächlich, weil sie sonst Schaden nehmen würden und dann wissen sie auch: Unumstößlich. Zumindest bei mir, bei Papa sieht das nochmal anders aus. Und durch diese klaren Regeln lernen sie. Frida geht inzwischen nicht mehr zu den Müslischüsseln und auch nicht mehr zum Dekobaum.
Die großen Mädchen diskutieren mit mir meist auf Augenhöhe. (Ich hoffe, dass diese enge Bindung uns dann durch die Teenagerjahre halbwegs glimpflich tragen wird.) Und sie akzeptieren Regeln, weil sie ohne Angst daher kommen und sehr konsequent umgesetzt werden. Strafen gibt es bei uns nicht, nur logische Konsequenzen. Autoritativ bedeutet also: Erziehen auf Augenhöhe mit Regeln und dem bewussten Zuhören und dem Eingehen auf die Bedürfnisse des einzelnen Kindes. Entspannt zu erziehen bedeutet aber auch: Kontrolle loslassen.
So, und jetzt kommt es: Wir hatten noch nie ein Babyphone. Naja, das ist nur halb wahr. Wir hatten zwar Babyphone, aber haben sie NIE genutzt! Das lag auf der einen Seite daran, dass ich mir vor einigen Jahren nicht sicher war, dass die Dinger wirklich funktionieren und auf der anderen Seite hat es wunderbar ohne funktioniert. Wir haben unsere Babys gehört. Wenn wir weg waren, war ein Babysitter da. Wir brauchten sie einfach nicht. Bis Frida kam. Und auch da haben wir uns lange gesträubt. Seht ihr, und da will ich niemandem auf die Füße treten, das Elternpaar im Jahr 2018 hat wunderbare Babyphone mit Videofunktion und Temperatur- und Atemmessgerät. Vollkommene Kontrolle also. Nun bietet sich mir aber folgendes Bild: Wir sitzen zusammen auf dem Balkon. Das Baby schläft ein paar Zimmer weiter. Und die Eltern starren, wie beim Fernsehen, permanent auf dieses Video-Babyphone. “Jetzt hat sie sich gedreht!”, “Oh, gleich weint er.” “Oh, was ist das? Die Temperaturanzeige piept!” Ich sage nichts gegen wunderbare Erfindungen und sicherlich kann so einigen Babys das Leben gerettet werden. Ich habe mich allerdings nicht belesen, ob das schon mal nachweislich der Fall war. Nichtsdestotrotz führt diese permanente Kontrolle zu Angst und Stress. Permanente Sorge, dass etwas sein könnte. Warum braucht man ein Babyphone, wenn das Baby im angrenzenden Zimmer schläft? Und wer hat sich mal Gedanken über unsichtbare schädliche Wellen gemacht, die von den Babyphones ausgehen oder darüber, dass die Temperaturanzeige auch oft nur höchst unsicher ist? Ich weigere mich, mich dieser Angst und Kontrolle hinzugeben.
Als Frida 4 Wochen alt war, hat sie es irgendwie geschafft, sich die Mullwindel über den Kopf zu ziehen. Sie war kaum fähig, ihren Kopf zu heben, ich habe also keine Ahnung wie ihr das gelungen ist. Nur zufällig ging ich nochmal nach ihr schauen im Bett. Obwohl sie nicht schrie. Das Zimmer war stockdunkel. Und ich schaute ins Bett und da sah ich es. Ich zog ihr die Mullwindel vom Kopf. (…und was noch passiert ist, lasse ich hier aus. Aber was ihr wissen müsst:) Ich schrie. Ich wusste, ich hatte ihr gerade das Leben gerettet. Wäre das anders gekommen mit mehr Kontrolle? Wahrscheinlich nicht. Es waren 10 Minuten. 10 Minuten, in denen wir garantiert auf kein Video gestarrt hätten, weil wir mit Aufräumen beschäftigt waren.
Und ja, das macht was mit mir. Aber ich habe mich bewusst entschieden, weiterhin keine Angst zu haben, sondern zu vertrauen, dass sie sicher ist und Gott auf sie aufpassen wird. Ich gehe abends aus ihrem Zimmer in der tiefen Hoffnung, dass sie gesund wieder aufwachen wird. Nichtsdestotrotz ist nun ein Babyphone bei uns eingezogen. Ein Babyphone von Phillips Avent. Das nutzen wir, wenn wir im Sommer bei den Nachbarn sind oder mal Abends eine Runde spazieren gehen wollen. Es ist ein herkömmliches Babyphone, mit einem “sehr gut” bei Stiftung Warentest. Es reagiert schnell und sensibel und die Reichweite ist ausreichend. Ich fühle mich damit sicherer, denn so muss ich nicht aller 10min ins Haus rennen und nach Frida schauen. Denn ja, das Erlebte schafft Unsicherheit. Das Urvertrauen geht verloren.Das Babyphone hat keine Gegensprechfunktion, keine Videofunktion oder einen Temperatursensor. Die Reichweite sind 300m und in Innenräumen 50m. Aber das Beste ist eigentlich: Es ist ein ganz simples Babyphone. Ich höre es, wenn sie schreit oder ruft, aber ich muss nicht permanent auf einen Monitor starren, einfach nur, weil er neben mir steht.
Ich entscheide mich bewusst gegen Kontrolle und für Freiheit gegenüber meinen Kindern. Sie dürfen herumrennen in der Siedlung. Frida darf krabbeln und Steine und Gras essen und ich hole ihr das aller paar Sekunden später, wieder aus dem Mund. Sie darf frei erkunden, Pflanzen anfassen und ich schaue mir das mit Abstand an. Sicherheit geht vor, aber ein Restrisiko bleibt immer. Wir können nicht alles immer kontrollieren.
Hinter der Maske der Fürsorglichkeit versteckt sich oft Angst. Und Angst ist nie ein guter Ratgeber. Wenn Eltern anfangen zu steuern was ihre Kinder tun, denken, essen und spielen, dann ist das normalerweise aus Angst gesteuert. Hier geht es nicht darum, das Kind nicht vor Gefahrensituationen zu warnen, sondern es geht um die vielen kleinen Momente, bei denen man einfach mal loslassen könnte. Hier an dieser Stelle braucht es Vertrauen in unsere eigenen Erziehungsleistungen und Vertrauen in das Kind.
Permanente Kontrolle fördert Angst und Sorge und das führt zu Stress.
(dieses Foto ist für Pinterest gemacht, damit ihr es dort teilen könnt. Dies geschieht mit dem Plugin Shariff, das DSVGO-konform ist.)
*das Babyphone wurde uns im Rahmen eines Produkttests kostenlos zur Verfügung gestellt.
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