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Lockdown. Homeoffice. Pandemie. Systemrelevant. Unsicherheit. Angst. Jogginghosen. Kaffee. Augenringe. Erschöpfung. Ungeschminkt. Fertigpizza. Homeschooling. Sorgen.
All diese Schlagworte und noch mehr sind Teil diesen Jahres geworden und werden uns auch in den kommenden Monaten weiter begleiten. Leider.
Als ich 16 Jahre alt war, habe ich bei einer Familie gebabysittet, die halb amerikanisch / halb deutsch waren. Der Mann hat wochentags in einer anderen Stadt gearbeitet, er kam nur am Wochenende nach Hause. Sie hatten drei Mädchen, es war voll, es gab viel Spielzeug und war insgesamt sehr amerikanisch. Auf der Toilette stapelten sich amerikanische Magazine. Immer wenn ich dort war und mir die Hände wusch, betrachtete ich die ganzen Kosmetikflaschen der Hausherrin. Eines Tages stand dort eine neue. Es war ein Chanel Parfüm, ganz neu und unbenutzt. Ich starrte es an. Es zog mich, ich weiß selbst nicht warum, in seinen Bann. Die Verpackung war rosa mit goldenen Schriftzügen. Es sah wunderschön aus. Edel. Ein Chanel Parfüm! Mit 16 Jahren fragte ich mich, ob ich so etwas mir später auch mal kaufen würde.
Wie unsere Liebe zueinander begann
3 Stunden später war der Nachmittag vorbei und ich wollte nach Hause gehen. Damals wurde man noch bar bezahlt. Doch die Dame des Hauses hatte leider kein Bargeld zu Hause. Sie sah mich an, als hätte sie eine Eingebung und sagte: “Priska, mein Mann hat mir gerade am Wochenende dieses Parfüm von Douglas geschenkt, was ich überhaupt nicht mag. Darf ich dir das stattdessen geben?” Ich sah sie unsicher an. Kein Geld, aber Sachgeschenke? Schon mit 16 wusste ich, dass das irgendwie ein seltsamer Deal ist. “Wie riecht es denn”, fragte ich unsicher. Sie drehte sich um und kam mit dem Chanel Parfüm wieder. Ich konnte es nicht glauben. Es war viel mehr wert, als ich damals verdient hätte und ich war ja eh schon schock verliebt gewesen.
Ich roch am Parfüm und es hüllte mich ein. Ich war tatsächlich verliebt. Verliebt in einen Duft. Ich wusste, das bin Ich. Das ist mein Duft. Er schmiegt sich an mich heran. Er umgibt mich, als würde er zu mir gehören. Edel und doch pink. Elegant und doch sehr einprägsam. 2 Tropfen reichen und man riecht es den ganzen Tag.
Ich nahm es mit nach Hause. “Chance” heißt es. Und ich trug es täglich. Bis heute, 19 Jahre später. Chanel “Chance” wurde eins mit mir. Mit 18 Jahren sprach mich der ältere Bruder meines besten Freundes an und sagte: “Priska, was trägst du da für ein Parfüm? Das muss ich unbedingt meiner Freundin schenken.” Stolz antwortete ich: “Chanel”. Als ich einige Jahre später verknallt auf dem Schoß eines tollen Mannes saß, seufzte der zwischen zwei sehnsuchtsvollen Küssen: “Wow, du riechst so gut!” Und ich lächelte in mich hinein. Chanel eben. Wenn die Kinder auf Klassenfahrt fahren, möchten sie etwas mitnehmen, was nach mir riecht. Also sprühe ich ein Tuch mit Chanel Parfüm ein. Dann riecht es nach mir. Wenn sie heim kommen und mich umarmen, drücken sie ihre Nase in meinen Hals und seufzen: “Ach, es riecht nach Mama.” Wenn mein Mann sich an mich kuschelt murmelt er sehr oft: “Ach, du duftest so wunderbar.” Das Parfüm ist in mich über gegangen. Es wurde zu meinem eigenen Duft.
Als ich 20 Jahre alt wurde, bekam ich ein zweites Parfüm geschenkt, dass sich ebenfalls einen kleinen Fleck in meinem Herzen stahl. Ein DKNY Parfüm. Es war ein Rollstick für unterwegs, ich weiß es noch genau. Es ist das “Apfelparfüm”, wie wir es liebevoll nennen. “Be delicious” heißt es eigentlich. Es ist der Duft, den ich nutze, wenn ich mal etwas anderes riechen will. Wenn ich Lust habe, auf einen jungen, energiegeladenen Duft, nehme ich das.
Wie ein Spürhund…
Ich bin sehr Geruchsempfindlich. Ich rieche wie ein Spürhund alles auf, schnüffle mich durchs Haus bis ich die alte Socke gefunden habe oder rieche gern den Duft meiner Kinder, frisch gebackenen Kuchen, Brot, Räucherkerzen und, und, und. Düfte brennen sich mir in die Seele. Ich verbinde Düfte mit Menschen, Erlebnissen und Erinnerungen.
Ich weiß noch, wie ich früher bei Douglas stand mit diesen weißen Teststäbchen in der Hand, auf die man die Düfte sprühen kann, bis ich das richtige Chanel “Chance” Parfüm gefunden hatte. Es gibt nämlich verschiedene mit dem Namen. Eau de Toilette oder Parfüm? Welches war es denn nun? Und wenn ich es dann gefunden habe, hoffte ich, an der Kasse möglichst viele Proben zu bekommen. Na, wer kennt´s?
Und so trage ich jeden Morgen mein Parfüm auf. Eines der ersten Dinge, die ich schon automatisiert nach dem Zähne putzen mache. Parfüm trägt mich durch den Lockdown. Chanel gibt auch meinem Homeoffice- Jogginghosen Look etwas Glamouröses. Es macht meinen Tag etwas heller und fühlt sich auch im grauen Winter mit ungekämmten Haaren und laufenden Schnupfennasen nach Eleganz und Schönheit an.
Lockdown. Homeoffice. Pandemie. Systemrelevant. Unsicherheit. Angst. Jogginghosen. Kaffee. Augenringe. Erschöpfung. Ungeschminkt. Fertigpizza. Homeschooling. Sorgen. Das alles verschwindet nicht. Aber mit einem guten Duft fühlt sich alles machbar an. Lebendiger. Schöner.