Elternzeit, Familie
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Oktober: Erntedank und heutige Kostproben

Mein Name ist Sandra Geissler und ich lebe mit meinem Mann, unseren fünf Kindern und HündinCara in Nierstein am Rhein. Ich bin kath. Diplomtheologin und Pastoralreferentin, doch zur Zeit gehört mein Herz meiner Familie und guten Wörtern, gesprochenen, geschriebenen und solchen, die ich selbst schreiben darf. Mehr von mir gibt es auf 7geisslein.com zu lesen.

 

Draußen ist goldigstes Oktoberwetter. Warm leuchtende Sonnenstrahlen spinksen durch die ersten bunten Blätter. Wenn du schlau bist, kannst du dir unterwegs gratis die Taschen vollmachen, nur bücken musst du dich nach Nüssen, Kastanien und Hagebutten. Noch besser du lässt bücken, damit kannst du kleine Sammlerherzen und emsige Krämerseelen sehr froh machen. Endgültig und unübersehbar hat der Herbst Einzug gehalten. Der Oktober ist traditionell der Monat, in dem es an der Zeit ist „Danke!“ für die Ernte zu sagen. Manche zelebrieren diesen Dank in Bierzelten und auf Festwiesen, andere gehen in die Kirche und feiern Erntedank, du kannst natürlich auch beides machen, das eine schließt das andere keinesfalls aus.

Im Oktober bin ich immer ein wenig neidisch auf all die Winzer und Bauern, die ambitionierten Hobbygärtner und die, die fleißig Einmachglas um Einmachglas befüllen. Ich stelle es mir wahnsinnig befriedigend vor, das Ergebnis der eigenen Hände
Arbeit so greifbar vor sich zu haben. Bei all den Schwierigkeiten mit den gerade die Landwirtschaft zu kämpfen hat, muss das doch Jahr um Jahr ein glückliches, seliges Prickeln auslösen. Die Ernte ist eingefahren. Der Kreislauf aus Säen, Pflegen und Ernten, der praktisch so alt wie die Menschheit selbst ist, hat wieder funktioniert.
Als Eltern säen und pflegen wir ja über Jahre hinweg ohne Unterlass, allein die Ernte lässt sich
schwerlich in Einmachgläsern und Weinfässern präsentieren. Hin und wieder könnte man sogar auf die Idee verfallen, dass diese Ernte etwas mickerig ausfällt, vielleicht ganz auszubleiben droht und all die Liebesmüh womöglich vergebens ist. Liebe säst du und gute Worte, Ermahnungen und Zeit,immer in der Hoffnung, dass die Saat auf fruchtbaren Boden fallen möge, dass aus den Herzen und Leben deiner Kinder glückliche, zufriedene und mitfühlende Erwachsenenherzen und -Leben werde.
Solche, die froh im Leben stehen und trotzdem wissen, wie man den Geschirrspüler einräumt, ein Bett macht und den Nachbarn freundlich grüßt. Menschen, die für sich und die anderen einstehen, sich vor vorschnellen Urteilen hüten und nicht an einem Rundrücken und Karies leiden, denn verflixt noch eins, all die tausende Male „Sitz gerade, Krönchen richten, Zähneputzen nicht vergessen“ muss einfach irgendwann fruchten.
Was wir heute als Eltern säen, ernten wir vielleicht erst in zehn Jahren, oder in fünfzehn oder auch gar nicht. Nicht alles wird auf fruchtbaren Boden fallen, womöglich wachsen Birnen, wo du auf Blaubeeren gesetzt hattest. Es braucht viel Geduld, viel Gottvertrauen und ein gutes Quäntchen Humor. Und doch bin ich mir sicher, dass all die Mühe nie umsonst ist, dass jedes einzelne Samenkörnchen Liebe, Ermutigung und Langmut Sinn macht, denn es wird etwas Großartiges daraus erwachsen. Kostproben ernten dürfen wir jetzt schon. Umarmungen und Küsse und Kinderweisheit und buntes Leben. Damit düngst du dein eigenes Herz und dafür darfst du Danke sagen.

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