Elternzeit, Familie
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„Dein Leben wird komplett auf den Kopf gestellt, es wird sich ALLES ändern.“

Lisa-Maria lebt mit Mann und zwei Kindern in Chemnitz. Sie ist Psychologin, Familientherapeutin und Journalistin. Nebenbei gibt sie auch gern Nachhilfe. Sie liebt eine gute Balance zwischen Familienzeit und Auszeit für sich selbst, Zeit zum Schreiben, Musik machen, Lesen, Nähen, Städtetrips und das Kaufen von Second Hand Kleidung.

 

„Dein Leben wird komplett auf den Kopf gestellt, es wird sich ALLES ändern.“ – Das haben mir alle vor der Geburt meines ersten Kindes gesagt. Damals habe ich ihnen nicht geglaubt und gedacht, so schlimm wird es schon nicht werden. Heute weiß ich, sie hatten Recht. Ein Kind bringt das ganze, mehr oder weniger geregelte Leben durcheinander, der Alltag muss komplett neu strukturiert werden. Doch was mir keiner gesagt hat: Auch ein zweites Kind schafft das nochmal!

Während ich diesen Artikel schreibe – und nebenbei in aller Schnelle ein Brot verschlinge –, habe ich Mühe, mit meinen kurzen Armen an die Tastatur zu kommen, da Kind Nummer 2 in der Trage auf meinem Bauch liegt und schläft. Auch Kind 1 macht gerade Mittagsschlaf. Die Tatsache, dass beide Kinder zur gleichen Zeit schlafen, ist ein zu großes Wunder, um den Moment ungenutzt zu lassen.

„Es ist alles eine Phase!“

Mit einem Kind lernt man ziemlich schnell den wohl wichtigsten Satz für alle Eltern: „Es ist alles eine Phase!“ Die guten und schwierigen Zeiten kommen und gehen, es ist alles im Fluss und verändert sich stetig. Immer wieder stellt man sich neu auf sein Kind ein, verändert Gewohnheiten und Alltagsroutinen, passt sein Leben an die Bedürfnisse aller irgendwie an. Nach zwei Jahren hatten wir einen guten Rhythmus gefunden. Unsere Tochter kann vieles schon allein, wir haben uns arrangiert und eingespielt. Ich hatte auch mal wieder fünf Minuten Zeit für mich. Angst vor dem Alltag mit zwei Kindern hatte ich nicht, denn ich wusste ja inzwischen, wie das mit dem Mamasein funktioniert  – und dann kam der kleine Bruder auf die Welt. Seitdem fühle ich mich wie die Feuerwehr, ich lösche einen Brand nach dem nächsten. Die Bedürfnisse eines Babys, eines Kleinkinds und mir selbst scheinen grundsätzlich nicht kompatibel zu sein.  Die Wäscheberge stapeln sich, das Spielzeug liegt kreuz und quer in der Wohnung, die To-Do-Listen werden immer länger und die kleinen Auszeiten zum Nachdenken, Essen und Schlafen immer kürzer. Und offensichtlich beherrschen meine Kinder eine lautlose Kommunikation miteinander, denn sie weinen immer parallel zur gleichen Zeit. Wie oft habe ich mir in letzter Zeit mindestens noch ein paar zusätzliche Arme mehr an meinem Körper gewünscht. Egal, wie sehr ich mich bemühe, es scheint nie zu reichen, es ist nie alles erledigt – ein Hamster in einem Rad scheint gerade produktiver und effektiver zu sein als ich. Aber geht es wirklich darum?

Mein Brandlösch – Alltag

Ich hätte nicht erwartet, dass ich zwar nur ein weiteres Kind bekomme, die Arbeit sich aber nach drei zusätzlichen anfühlt. Doch ich habe eine Entscheidung getroffen: Ich will diese Zeit trotzdem genießen. Denn sie ist einmalig mit all ihren hektischen, chaotischen aber häufig auch wunderbaren Momenten.  Es dauert nicht mehr lang, dann geht unsere Tochter in den Kindergarten.  Ich werde nicht mehr den ganzen Tag mit ihr verbringen. Ich werde nicht mehr die Abende damit verbringen, mir eine kinderfreundliche Aktivität für den nächsten Tag zu überlegen. Schon ganz bald wird unser Sohn nicht mehr auf meinem Bauch einschlafen. Dann werde ich nicht mehr nur den halben Haushalt schaffen, weil ich mich nur eingeschränkt bewegen kann. Treffen mit anderen Mamas und deren kleinen Kindern werden seltener werden. Es wird sich wieder alles einspielen, andere Dinge werden wieder in den Vordergrund rücken. Und vielleicht werde ich mich dann zurücksehnen nach der Hektik und dem Brandlösch-Alltag. Denn auch das stimmt bei jedem Kind wieder: Sie werden so schnell groß. Und schließlich ist alles nur eine Phase…

mde

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