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“Schatz, ich möchte unbedingt einen riesengroßen Tisch. Ich sehe das vor mir, wie unsere Kinder daran sitzen, basteln, malen und ich arbeite dort und abends räumen wir alles zusammen und essen gemeinsam Abendbrot. Außerdem müssen wir ihn ausziehen können, damit auch Freunde daran passen und wir eine große, lange Tafel haben.”
So sprach es der Mann vor 7 Jahren und genau so ein Tisch ist es geworden. Er ist inzwischen voller Kratzer, weil die Kinder mit dem Besteck darauf herumklappern. Er ist benutzt und weniger idealisiert, als vor 7 Jahren. Ja, wir basteln hier, wir arbeiten, wir essen und spielen. Wir diskutieren, lachen, streiten, weinen, rätseln, tragen sorgende Köpfe in unseren Händen, streicheln, trösten und halten uns betend an den Händen. Manchmal ist unser Tisch voller Krümel, etwas verklebt, dann wieder frisch gewaschen und trocken. Er spiegelt unser Familienleben wieder. Dieser heiß geliebte Holztisch kann viele Geschichten erzählen.
Veronika Smoor schreibt in ihrem Buch “Willkommen an meinem Tisch”: “Für unsere von Hektik und Entfremdung geplagte Welt sind unsere Esstische das Gegenmittel. Auch wenn dort das Familienchaos kulminiert und verbrannte Putenschnitzel serviert werden. Mit Essen können wir unsere Liebe am leichtesten ausdrücken. Auch über Sprachbarrieren hinweg. In manchen Familien ist der Esstisch der kleinste gemeinsame Nenner. Für einen Single, der seine Freunde an den Tisch lädt, Erlösung. Für eine gestresste Mutter ist ein gedeckter Kaffeetisch bei einer Freundin der Himmel auf Erden.”
Der selbst gemachte Beistelltisch
Aber wir brauchen nicht nur einen Esstisch, sondern ich stellte irgendwann fest, dass ich einen Beistelltisch brauche. Genau neben dem Sessel, der bei uns im großen Fenster steht und auf dem ich oft im Winter sitze. Dann, wenn es draußen schnell dunkel wird und es zu kalt ist, um draußen zu sein. Dann sitze ich dort, arbeite, trinke Kaffee und erhasche ein paar Sonnenstrahlen. Doch leider wusste ich nie, wo ich meine Kaffeetasse abstellen soll. Und so fing ich an zu suchen. Beistelltische, Wohnzimmertische… ich kaufte sogar einen, der, als er dann zu Hause ankam, überhaupt nicht zu unserem Stil passte. Jetzt verschönert er ein anderes Wohnzimmer. Und als ich ewig gesucht hatte, kam mir beim Ausräumen meines Arbeitszimmers, plötzlich die Idee:
20 Bände Karl May Bücher, die ich zu unserer Hochzeit als Deko bei Ebay besorgt hatte, standen ungenutzt herum. Ich schnappte mir eine Flasche Sprühfarbe, klebte die Bücher mit Heißkleber zusammen und begann zu sprühen. Merlind gestaltete beim letzten Kreativ Event von Rustoleum noch ein Tablett, so dass ich auch noch die perfekte Tischablage bekam, die ich mitunter sogar als Tablett von A nach B transportiere. Unaufgeregt, günstig, kreativ und richtig cool ist es geworden. Als Lack haben wir auch Rustoleum genutzt.
Der Esstisch ist noch so viel mehr
Und, um nochmal Veronika mit ihrem wunderbaren Buch, passend zu unserem Tisch zu zitieren:
“Unsere gemeinsamen Mahlzeiten empfand ich als Kind nie als etwas Nebensächliches, etwas, das man eilig im Vorübergehen abhakte. Der Tisch, das war mein Ankerplatz nach der Schule. Mein Sehnsuchtsort nach dem Hausaufgaben-Erledigen. Dort konnte ich Kummer, Stress und Fragen zurücklassen. Mit den Jahren wuchs in mir eine leise Ahnung, dass Essen etwas Heiliges sein kann. Dass Tischgemeinschaft ein Vorgeschmack auf etwas Größeres, Gewaltiges ist.
Mein Vater auf dem Feld unterbach seine Arbeit. Wir Kinder ließen unser Spiel liegen. Meine Mutter kehrte ihren ellenlangen Anforderungen den Rücken. Plötzlich waren wir alle da, am Tisch, mitten im lauten, geschäftigen Alltag. Und wir brachten unsere kleinen Geschichten mit. Ich kann mich erinnern, dass unsere Mahlzeiten lebhaft waren. Es wurde gelacht und getadelt, über Politik diskutiert und über die 68er geschimpft, es wurde geärgert und ermutigt. Wir lebten im Rhythmus des Alltags, Hinaus in die Welt, zurück an den Tisch, hinaus in die Welt, zurück an den Tisch. Ich glaube heute, dass von der Vorbereitung des Essens bis hin zu Vertilgen des letzten Krümels Heiliges passieren kann: Genuss, Dankbarkeit, Gemeinschaft, Fürsorge.”
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