Als Eltern feiern wir die vielen „Ersten Male“ unserer Kinder. Doch im Moment beschäftigen mich eher die „Letzten Male“, die im hektischen Alltag manchmal viel zu leicht übersehen werden…
Anfang dieser Woche startete die Eingewöhnung unseres Sohnes im Kindergarten. Um die gleiche Zeit vor zwei Jahren habe ich unsere große Tochter eingewöhnt. Damals hatte ich schon zwei Kinder und wusste, ich bin auch nach der Kindergarten-Eingewöhnung noch mit Kind zwei für eine ganze Weile zu Hause. Ich kann all das nochmal erleben, was ich bei Kind eins so lieben gelernt habe: Freie, unverplante Vormittage, die spontan mit Spielplatzbesuchen, Spaziergängen, Kaffeetrinken oder Mamatreffen gefüllt werden konnten. Besondere Ausflüge zu Zweit ins Schwimmbad oder den Zoo. Mittagessen auf einer Decke auf dem Balkon. Gemeinsam auf dem Bett toben und kuscheln. Mittags dieses Wunder auf meinem Arm in den Schlaf wiegen… Die Liste ist lang. Natürlich gab es in über vier Jahren Elternzeit auch schlechte Tage und viele Dinge, die ich eher weniger vermisse. Aber diese Zeit ist dennoch einzigartig und besonders.
Jetzt bei unserem Sohn fällt mir die Eingewöhnung viel schwerer.
Da gibt es gerade kein weiteres kleines Wesen mehr, das meine Elternzeit verlängert. Der nächste Meilenstein in meinem Leben heißt „Zurück an die Arbeit“. Raus aus dem relativ flexiblen Mamaalltag und zurück in die etwas mehr verplante Arbeitsrealität. Home Office statt Mama-Sohn-Zeit. Und plötzlich werden aus all den wunderbaren geliebten Sachen „letzte Male“. Einerseits feiern wir Neues und freuen uns über „erste Male“. Andererseits bedeutet das auch immer Abschied und Loslassen von Vertrautem.
Das erste Mal ein Wort richtig auszusprechen bedeutet, nie wieder über die vorher so niedlich „falsche“ Aussprache des Kindes schmunzeln zu können.
Der erste Vormittag, den das Kind allein im Kindergarten verbringt, macht den Ausflug zu Zweit am Tag vorher zum letzten Mama-Kind-Vormittag in der Elternzeit.
Der erste Mittagsschlaf morgen im Kindergarten bedeutet, dass ich meinen Sohn heute zum letzten Mal auf meinem Arm in den Schlaf wiege.
Oft gehen diese „letzten Male“ ganz unbemerkt an mir vorbei.
Denn nicht immer kündigen sie sich vorher an. Mein Sohn zum Beispiel beschloss von einem Tag auf den anderen, dass er nicht mehr gestillt werden möchte – ich war noch nicht bereit dazu. Und wann genau habe ich meine Kinder eigentlich die letzte Runde im Kinderwagen geschoben, bevor sie nur noch selbst laufen wollten? Seit wann hört meine Tochter lieber abends Hörspiele im Bett, als ein Gute-Nacht-Lied von mir?
Diese „letzten Male“ machen mich am traurigsten. Manchmal fühle ich mich der Möglichkeit beraubt, diese Meilensteine angemessen zu zelebrieren, Abschied zu nehmen, vielleicht ein wenig zu trauern. Denn selbst so freudige „letzte Male“ wie die letzte gewechselte Windel beinhalten immer, dass die Kids größer werden, selbstständiger, unabhängiger – Mama und Papa werden wieder ein Stück weniger gebraucht. Und das kann hart für Eltern sein. Als mein Sohn jetzt zum ersten Mal eine Stunde allein in der Kindergartengruppe blieb, wusste ich gar nichts mit dieser freien Zeit anzufangen. In mir tobten Freude über die neu gewonnene Freiheit und Trauer über das Ende der Elternzeitära.
Manchmal geht alles so schnell und ich fühle mich noch nicht bereit. Deswegen versuche ich gerade, alle wunderbaren Dinge so zu genießen, als wäre jetzt das letzte Mal.
Ich nehme achtsam, mit allen Sinnen, jeden Moment wahr. Noch kann ich vormittags ein paar schöne Mama-Sohn-Stunden genießen. Noch nehme ich meinen Kleinen zu Hause jeden Mittag auf den Arm, rieche an seinen wunderbar duftenden Kleinkindhaaren und kuschele ihn ganz fest. Denn ich weiß, der Tag kommt, wo auch das ein „letztes Mal“ werden wird.