Elternzeit, Familie
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Treffpunkt Spielplatz – Freundschaften unter Familien

Jeden Sonntagabend reflektiere ich über die vergangene Woche und notiere, was ich erlebt habe. Häufig schreibe ich dann so etwas wie „Treffen mit Familie x“, „Geburtstagsfeier bei Familie Y“ oder „Treffen auf dem Spielplatz mit Familie Z“. Wenn ich das dann so gebündelt lese, scheint mein Leben sehr gesellig und sozial zu sein. Und dennoch spüre ich in meinem Herzen eine tiefe Sehnsucht nach Beziehungen und Gemeinschaft. Wie passt das zusammen?

Manchmal in der Mittagspause oder an unverplanten Nachmittagen fühle ich mich einsam, trotz Mann und Kindern um mich herum. Ich würde mich eigentlich eher als introvertierten Menschen beschreibe, der viel Zeit für sich allein und auch viel innerliche und äußerliche Ruhe braucht. Doch seit ich in Elternzeit bin und meine „Gesprächspartner“ die meiste Zeit des Tages unter einem Meter groß sind, sehne ich mich überraschend oft nach Gemeinschaft und Austausch mit anderen Erwachsenen.
Wer meinen meist recht gut ausgebuchten Terminplaner mit all den Spieltreffen, Mutti-Kind-Gruppen und Familienkaffees sieht, wird sich darüber wundern – da gibt es doch jede Menge Möglichkeiten, sich mit „großen“ Leuten zu unterhalten. Ja, stimmt! Doch das ist häufig nicht das, was mein Herz sucht. Ich sehne mich nach echter und authentischer Gemeinschaft, nach Austausch mit Tiefgang und nach Diskussionen außerhalb der typischen Baby- und Kinderthemenfelder. Nach Gesprächen, bei dem die Gesprächspartner auf die Frage „Wie geht’s dir?“ nicht automatisch ein einfaches „Gut, danke.“ erwarten, sondern auch wirklich bereit sind, einander zuzuhören, ehrlich zu sein, sich zu öffnen etc. Das definiert für mich die Kommunikation in einer echten Freundschaft.  Doch das scheint, zumindest mit kleineren Kindern, nur schwer möglich zu sein.

Ständige Unterbrechung

Es funktioniert mit wenigen Freunden, die wir meist bereits vor den Kindern kannten oder die selbst noch kinderlos sind. Oder mit Familien, wo sich die Kinder schon sehr lange kennen und super miteinander auskommen.
Doch bei vielen befreundeten Familien verlaufen die Treffen fast immer gleich: Man trinkt zusammen Kaffee und hält Smalltalk, die Kinder fangen wunderbar an, miteinander zu spielen und die Erwachsenen freuen sich, dass jetzt die ernsthafteren Themen besprochen werden können. Zack, kommt ein Kind an, weil es auf die Toilette muss. Ok, neuer Versuch für eine Diskussion. Zack, Kind A hat sich mit Kind B gestritten, welches jetzt lauthals weint… Und so weiter. Irgendwann sitzen beide Mamas oder Papas oder gleich alle Eltern auf dem Boden im Kinderzimmer und jeder ist mit mindestens einem Kind beschäftigt. Beim Verabschieden zwischen Tür und Angel fällt den Erwachsenen ein, dass jetzt die wichtigen Themen, über die man eigentlich reden wollte, doch nicht mehr zur Sprache kamen. Dann beim nächsten Mal – oder auch nicht. Kommt euch dieser Ablauf bekannt vor?

Mit Familien, die wir nur über die Kinder kennen, kommen wir manchmal ohnehin nicht über den Smalltalk-Bereich hinaus. Und wenn doch, drehen sich die Themen fast nur um die Kinder. Welche Windeln nutzt ihr? Wann habt ihr den Schnuller abgewöhnt? In welchen Kindergarten gehen eure Kinder? Was könnt ihr bei Kinderkrankheit xy empfehlen? Das sind dann die Fragen, die die Großen bewegen. Um sich gut genug kennenzulernen, damit man auch über andere Themen reden kann, ist meist zu wenig Zeit. Die Väter reden manchmal noch über ihre Jobs, während häufig die Mütter in Elternzeit ja kaum andere Themen haben können, da sich ihr Alltag aktuell fast nur um die Kids dreht. Mich frustrieren solche Treffen manchmal. Sie schränken den Fokus auf die Rolle als Mama ein. Ohne Frage ist das ein essentieller Teil des Familienlebens, doch eine Frau ist doch auch nach der Geburt noch viel mehr als „nur“ Mama, oder?!

 

Ich bin wehmütig…

Hinzu kommt, dass meist lang geplante Treffen mit Kindern aufgrund von Krankheit oft ausfallen, spontan aber heutzutage auch niemand mehr Zeit zu haben scheint. Wir als Familie lassen uns bewusst Nachmittage im Kalender frei, um Zeit für kurzfristige Treffen zu haben. Doch ganz oft fragen wir dann alle unsere Freunde und Bekannten – und niemand hat Zeit. Alle sind entweder bereits verplant oder zu sehr mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt. Manchmal frage ich mich dann, ob mit mir was falsch ist. Fühlt sich keine Familie sonst ab und an einsam, genügen sich alle selbst? Sind alle so geschafft vom Alltag, dass keiner mehr Lust auf Gemeinschaft hat?
Das sind die Momente, in denen ich etwas wehmütig an die Zeit vor den Kindern zurückdenke, als spontane Treffen und ehrlicher, tiefgehender und ungestörter Austausch irgendwie noch einfacher waren.
Unsere Freunde wissen mittlerweile, dass wir uns für spontane Treffen gerne Zeit nehmen. Unser Zuhause soll ein Ort sein, wo man kurzfristig vorbeikommen und klingeln kann und in den meisten Fällen immer herzlich willkommen auf eine Tasse Kaffee und ein Gespräch ist. Und wenn wir doch mal nicht da sind oder es mal wirklich nicht passt, hat man im schlimmsten Fall einen kleinen Ausflug in unser schönes Wohnviertel gemacht.

Ich hoffe, dass sich mit größeren Kindern die Treffen als Familien verändern werden. Weniger nur Spieltreffen, hin zu wieder mehr echter Gemeinschaft für Klein und Groß. In der man Aufatmen, Auftanken, Ankommen und echt sein kann.

Für Familien mit kleineren Kindern habe ich hier ein paar Tipps, wie man Spieltreffen und gleichzeitig tiefgehende Gemeinschaft als Erwachsene unter einen Hut bringen kann:

  • Kinder für eine begrenzte Zeit die Lieblingsserie oder den Lieblingsfilm gucken lassen und als Eltern in Ruhe in einem anderen Zimmer essen und quatschen
  • Eine gemeinsame Übernachtungsparty machen und die Zeit, wenn alle Kinder schlafen, für Austausch nutzen
  • Sich beim Austausch „disziplinieren“ und die Zeit für oberflächlichen Smalltalk und „Kinderthemen“ begrenzen
  • Sich abwechselnd nur als Mamas oder Papas ohne Kinder alleine außerhalb des Zuhause treffen, während sich die jeweils anderen Partner zusammen mit den Kindern treffen

Habt ihr noch mehr Tipps für die Vereinbarkeit von Spieltreffen und Erwachsenenfreundschaften? Schreibt sie gerne in die Kommentare!

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