Das Abendbrot steckt im Backofen, die Kinder streiten immer wieder und ich sitze an meinem übervollen Schreibtisch zwischen Kassenzetteln, Unikram, Kamera und Terminplaner und schreibe diesen Text. Ein ungünstiger Moment um zu schreiben, aber wenn ich Gedanken im Kopf habe, muss ich sie SOFORT aufschreiben, sonst wird das nie etwas.
In unseren Gottesdienstbesuchen ist in den letzten Wochen immer wieder ein Bibelwort aus Prediger 3,2-8 vorgekommen.
Geborenwerden hat seine Zeit, und Sterben hat seine Zeit; Pflanzen hat seine Zeit, und das Gepflanzte Ausreißen hat seine Zeit; 3 Töten hat seine Zeit, und Heilen hat seine Zeit; Abbrechen hat seine Zeit, und Bauen hat seine Zeit; 4 Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit; Klagen hat seine Zeit und Tanzen hat seine Zeit; 5 Steinewerfen hat seine Zeit, und Steinesammeln hat seine Zeit; Umarmen hat seine Zeit, und vom Umarmen sich Fernhalten hat seine Zeit; 6 Suchen hat seine Zeit, und Verlieren hat seine Zeit; Aufbewahren hat seine Zeit, und Fortwerfen hat seine Zeit; 7 Zerreißen hatG seine Zeit, und Nähen hat seine Zeit; Schweigen hat seine Zeit, und Reden hat seine Zeit; 8 Lieben hat seine Zeit, und Hassen hat seine Zeit; Krieg hat seine Zeit, und Frieden hat seine Zeit.
Interessant finde ich hier, dass das hebräische Wort für Zeit im Singular steht. Es geht also nicht um gehäufte Zeiten, um endlos lange Zeiten oder viele Zeiten. Es ist eine absehbare Zeit. Mal davon abgesehen, ist unsere Zeit auf dieser Erde ja eh absehbar und kurz.
Ich liebe diesen Text. Es gibt Zeiten wie jetzt. Zeiten, die einfach alltäglich sind. Zeiten, in denen ich nicht mehr juchzend aufschreie, weil ich vor Glück überschäume. Es sind Zeiten und Jahre gewesen, die mich geschlaucht haben und die mir an die Substanz gingen. Auch Jahre, in denen wir geheiratet haben, unsere kleine Merlind bekommen haben und so viel Glück erlebt haben, dass man es nicht in Worte fassen kann. So viel Liebe und Glück, dass wir beide Tränen in den Augen haben wenn wir davon erzählen. Und gleichzeitig sind es Jahre voller Entbehrungen (vor allem Schlaf und Kraft) und Jahre voll mit alltäglichem Einheitstrott.
Es sind Jahre, in denen ich manchmal meine Vision verloren habe. Die Vision, warum ich mache was ich eben mache. Die Vision, weshalb ich lebe und warum ich studiere. Jahre voller innerer Verzweiflung und voller Hinterfragen warum es nicht schneller geht, warum ich nicht schneller ans Ziel komme. Es sind Jahre, die mir gezeigt haben, dass der Weg momentan das Ziel ist und dass ich in dieser Zeit einen wahren Schatz an Erfahrungen mache, die ich nie mehr missen möchte.
Manchmal sehne ich mich nach der 18jährigen, unbekümmerten Priska zurück, die voller Selbstvertrauen strotzend in die Zukunft blickte. Es gibt jetzt eine reifere und demütigere Version von mir. Sie gefällt mir besser und sie wächst langsam in die Richtung, in der ich sie gern und lieber sehe.
Nun steht das neue Jahr vor der Tür. Was mag es uns bringen? Niemand weiß das. Wir alle haben Sorgen, Ängste und Befürchtungen. Unsere Welt ist am Brodeln und wir wissen nicht, wie 2017 aussehen wird. Was wir tun können, ist unsere Ängste getrost in die Hand des einen Gottes zu legen, der uns Trost und Frieden schenken will. Er hat uns nie versprochen, dass wir ohne Kratzer und ohne Trauer von dieser Erde gehen werden. Aber er hat uns versprochen, in diesen Momenten für uns da zu sein. Er gibt Hoffnung und Zuversicht. Wenn wir im fehlbaren Jetzt leben, so wissen wir doch um eine unfehlbare Ewigkeit.
Was mag 2017 für eine “Season” sein? Wir bekommen Zuwachs, wir ziehen in unser Eigenheim… es wird ein spannendes und aufregendes Jahr für uns. Sicher auch ein Jahr, das uns viel Freude schenken und auch viel Kraft kosten wird. Ich nehme mir vor es zu nehmen wie es kommt und mir keine Sorgen zu machen um Dinge, die vielleicht nie eintreffen werden. Vielleicht lieber ein Stück weit mehr die 18jährige Priska in mir finden, die sich ihre Unbeschwertheit bewahrt hat.