Der Leipziger Kinderkongress hat sich über die vergangen Jahre zu einem Format entwickelt, dass Kinder im Alter von 8-12 Jahren direkt mit verantwortlichen Entscheidungsträgerinnen und -trägern der Stadt Leipzig zusammenbringt und so kindliche Perspektiven in städtisches Handeln einfließen lässt. Die Abschlussveranstaltung in diesem Jahr war eine Premiere und soll zukünftig als fester Bestandteil des Projekts etabliert werden. Insgesamt über 100 Kindern aus 8 verschiedenen Leipziger Schulen nehmen teil.
Für Christian Helbig (Haus Steinstraße e.V.) bietet die Veranstaltung einen ganz neuen
Möglichkeitshorizont: „Die Kinder haben sich lange und intensiv mit ihrem Sozialraum
auseinandergesetzt und tolle Ideen für die Allgemeinheit entwickelt. Durch den direkten Austausch mit Frau Felthaus und anderen wichtigen Personen der Stadtverwaltung, erleben sie Verwaltungshandeln, demokratische Prozesse und erfahren schlussendlich hoffentlich auch die Selbstwirksamkeit für ihr Engagement.“
Was ist der Leipziger Kinderkongress?
Die Idee eines Kinderkongresses entstand bereits 2015. Der erste Kongress unter der
Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Burkhard Jung wurde im Jahr 2017 durch Haus Steinstraße e.V. und das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und durch die Projektpartnerschaft mit den Vereinen WERK 2- Kulturfabrik Leipzig e.V. (soziokulturelles Zentrum), HALLE 5 e.V. (Kinder- und Jugendzentrum), Haus Steinstraße e.V. (Mehrgenerationenhaus), Kinder- und Jugendbüro des Deutschen Kinderschutzbundes sowie Deutsches Kinderhilfswerk ins Leben gerufen. Seitdem treffen sich jedes Jahr im Herbst bis zu 250 Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren in der Kulturfabrik Leipzig zum großen Kinderkongress. Sie arbeiten dort in verschiedenen Workshops zum Thema Kinderrechte. Angesprochen sind Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Schulformen, die sich an diesen Tagen inhaltlich, kreativ und mit dem Fokus auf die lokale Politik und Verwaltung damit beschäftigen, wie der Alltag von Kindern in Leipzig verbessert werden kann und Beteiligungsverfahren in und außerhalb der Schule entwickelt und gestärkt werden können.
Der Kinderkongress ist inklusiv, barrierefrei, niedrigschwellig und kostenfrei und soll nachhaltig in der Stadt wirken.
Auftaktveranstaltung
Die schulischen Arbeitsgruppen haben beim Kinderkongress am 26.10.2023 im Werk zwei Themen und Aufgaben ihrer Wahl zur Bearbeitung definiert und diese in den vergangenen Monaten intensiv weiterbearbeitet. Dabei wurden sie von der Projektgruppe
Der Kinderkongress wird durch die Stadt Leipzig gefördert.
Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft der Bürgermeisterin für Jugend, Schule und Demokratie, Vicki Felthaus:
„Kinder und ihre Sicht auf unsere Stadt, die für sie wichtigen Themen und Probleme, brauchen viel mehr Aufmerksamkeit von uns Erwachsenen. Ich bin überzeugt, dass Kinder sehr gute Ideen haben, wie sich das Zusammenleben in unserer Stadt noch verbessern lässt. Deswegen unterstütze ich den Kinderkongress gern.“
Abschlussveranstaltung
Am 12. April fand in der alten Handelsbörse die Abschlussveranstaltung zum Leipziger Kinderkongress 2023/2024 statt.
In der ersten Tageshälfte präsentierten sich die Kinder der acht teilnehmenden Schulen gegenseitig ihr Projekte. Zu diesen haben sie seit der Auftaktveranstaltung im letzten Oktober intensiv recherchiert und gearbeitet. Die Themen reichten von sicheren Schulwegen, über Stadtbegrünung und Mülltrennung bis hinzu inklusiven Spielgeräten auf öffentlichen Spielplätzen.
Als Gesprächspartner zu den jeweiligen Themen waren von Seiten der Stadt Leipzig die Bürgermeisterin für Jugend, Schule und Demokratie, Frau Felthaus, Herr Simowitsch vom Dezernat Bau, Frau Dr. Luchnikova, Beauftragte für Menschen mit Beeinträchtigung und Herr Kretzschmar als Betriebsleiter der Leipziger Abfallentsorgung zu Gast.
Jede Schule präsentierte ihr Thema und es wurden Verabredungen mit den jeweiligen Verantwortlichen der Stadt getroffen, wie es weiter geht mit dem entsprechenden Anliegen der Kinder.
Sämtliche Anwesenden haben immer wieder ihre Bewunderung und Respekt dafür zum Ausdruck gebracht, was und wie die Kinder präsentiert haben.
Warum ein Kinderkongress?
Kindheit hat sich verändert. Verbrachten Kinder früherer Generationen ihre freie Zeit häufig
zweckfrei und konnten gefahrlos auf der Straße spielen, hat sich das Leben von Kindern in der heutigen Zeit stark gewandelt. Neue Medien, Smartphones, das Internet spielen eine wichtige Rolle im Leben junger Menschen. Außerdem wirken starke Einflüsse von außen auf die Kinder ein.
Sie nehmen die gesellschaftlichen Entwicklungen durch die ständige Medienpräsenz deutlicher wahr als früher und brauchen so schon früh Unterstützung in der Reflektion und Verarbeitung.
Neben diesen Entwicklungen haben sich zudem die Rahmenbedingungen für Kinder in Leipzig verändert. Die Messestadt ist eine der am stärksten wachsenden Städte Deutschlands und hat sich den damit verbundenen Herausforderungen zu stellen. Die Stadt verdichtet sich, es stehen immer weniger Flächen und Räume zur Verfügung, die Kinder für zweckfreies Spiel und ohne den pädagogischen Blick Erwachsener nutzen können.
Partizipation junger Menschen ist als Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention verbindlich
verankert. Zur Umsetzung dieses Artikels und der anderen Kinderrechte braucht es entsprechende Möglichkeiten, Ansprechpersonen und Formate für Kinder. Der Kinderkongress möchte ein Puzzleteil beim Füllen dieser Leerstellen sein. Durch ihn kommen die Kinder zu Wort, können ihre Lebenswirklichkeiten reflektieren, kommunizieren und verändern.
Fotograf: Thomas Meinicke