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Noch nie in meinem Leben…

Kennst du dieses Spiel? Man sagt „Noch nie in meinem Leben habe ich…“ und wer das schon getan hat, trinkt einen Schnaps.

Mein „Noch nie in meinem Leben…“ ist aber kein Spiel, sondern eine alltägliche Tatsache.


Noch nie in meinem Leben habe ich 4 Bücher in einem Jahr geschrieben.

Noch nie in meinem Leben war ich für zwei Magazine verantwortlich.

Noch nie in meinem Leben habe ich so viel gearbeitet.

Noch nie in meinem Leben habe ich mich so ganz wie ich selbst gefühlt.

Noch nie in meinem Leben war ich so müde.

Noch nie in meinem Leben habe ich mich so angekommen gefühlt.

Noch nie in meinem Leben war ich so zufrieden.

Noch nie in meinem Leben war ich so zuversichtlich.

 

Was ist dein „Noch nie in meinem Leben“?

 

Ich sitze wieder an einer Manuskriptabgabe. Nachts. Und quäle mich etwas. Ich möchte es gut machen, habe Angst, zu versagen und zögere es so heraus.

Hier kommen also meine anderen „Noch nies“.

 

Noch nie in meinem Leben habe ich ein Manuskript rechtzeitig abgegeben.

Noch nie in meinem Leben habe ich bereut, mich scheiden gelassen zu haben.

Noch nie in meinem Leben war ich nicht traurig darüber, 30 kg zugenommen haben durch meine 3. Schwangerschaft.

 

Diese „noch nie´s“ klingen gar nicht mehr so schön. Sie zeigen, dass das Leben nicht immer gerade läuft, dass es Ecken und Kanten hat und wir uns manchmal auch mit Herausforderungen auseinandersetzen müssen, die wir gern ausradieren würden.

Aber ich glaube, dass all diese Herausforderungen, die schwierigen, schmerzhaften Momente unseres Lebens uns auf eine Heilungsreise mitnehmen, auf der wir, wenn wir uns diesen stellen, ganzheitlich heilen können. Und diese Reise ist schon das Ziel, denn auf dieser Reise wachsen wir in unser wahres Selbst hinein.

Wir vergeben uns selbst.

Wir lernen, uns selbst zu lieben.

Wir lernen, unser Inneres Kind zu trösten.

Wir lernen, dass wir unperfekt gut genug sind.

 

Ich bin ein DDR-Kind. Mein Vater ist mit mir als kleines Mädchen zu den Friedensgebeten in die Nikolaikirche gegangen und auch so lange mit bei den Demonstrationen gelaufen, wie es nicht gefährlich war. Wäre diesen vielen mutigen Menschen nicht gewesen, wäre meine heutige Geschichte vielleicht anders verlaufen. Doch dieses dunkle, graue, kommunistische Zeitalter löst sich auf durch eine Menschenmasse, die Kerzen vor sich her tragen. Und das für eine lange Zeit. Die Reise ist es, die uns prägt, uns verändert, uns formt und uns eine Geschichte gibt, die wir im Nachgang erzählen können.

Ich möchte gern die Autorin meiner eigenen Lebensgeschichte sein

 

 

 

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