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Zwischen Glückssprudeln und Post-Pandemie Gefühlen

„Mama, was steht da auf dem Buch?“

„Da geht es um Glück.“

„Wieso lesen Erwachsene so etwas?“

„Weil sie verlernt haben, glücklich zu sein, oder das Glück nicht mehr erkennen können. Was hat dich denn heute glücklich gemacht?“

„Der Pool. Und die Melone.“

 

In den vergangenen Wochen habe ich immer mal dieses ganz tiefe Glückskribbeln im Magen gespürt. Wenn ich auf unserer Terrasse saß, die Vögel zwitscherten und die Sonne mir warm auf die Beine brannte. Diese Dankbarkeit für unseren Garten, die neue Sitzlounge, meine Kinder, meinen Job und über alles was ich erreicht habe, zauberte mir ein Lachen aufs Gesicht.

Die vielen Jahre in denen ich hart an mir gearbeitet habe. Die vielen Momente der Tränen. Die Durststrecken und Wüstenstrecken meines Lebens, in denen ich an mir zweifelte und nicht weiter wusste. Die vielen Charakterschulungen und dieser harte Weg hin zu Selbstliebe und die viele Ehrlichkeit auch gegenüber mir selbst, die mich verändert hat. All das mündete in einem dieser Momente auf unserer Terrasse mitten im glucksenden Lachen der Kinder, die sich mit Wasserpistolen jagten.

 

AUF GLÜCKSSUCHE NACH DEM CORONA WINTER

 

Auf Instagram habe ich gefragt was euch glücklich macht. Das sind ein paar der Antworten:

„Das ich jeden Tag ein bisschen mehr lerne ich selbst zu sein. Nicht nur Ehefrau und Mutter.“

„Negatives Corona Ergebnis.“

„Für einen Urlaub mit Kind in den Bergen.“

„Die Sonne, zwei tolle Mädels und einen geduldigen Mann.“

„Mein gesundes Kind und den Mann an meiner Seite.“

 

Nach diesem langen Winter bricht der alte, neue Alltag in geballter Kraft über uns herein. Jeder stopft gefühlt alles in die letzten Wochen vor den Sommerferien, immer in dem Bewusstsein, dass wir im Herbst eventuell wieder alle zu Hause sitzen könnten. Jeder will leben, so viel wie möglich Kraft und Sonne tanken. Wandertage, Sommerfeste, Auftritte, aufgeschobene Reisen. Alles passiert auf einmal. Oder war es bis 2020 immer so und wir sind es nur nicht mehr gewohnt?

Ich erwache aus meiner Lockdown Starre nur langsam. Langsamer als ich gern würde. Mit Argwohn betrachte ich die mir dargebotenen Sommerszenen und freue mich einerseits. Andererseits traue ich mich kaum, mich tatsächlich zu freuen aus Sorge, ich könnte enttäuscht werden und ein weiterer langer Winter steht uns bevor.

Nichtsdestotrotz, und ja, vielleicht tatsächlich aus Trotz, haben wir unseren Herbst- und Winterurlaub schon geplant und gebucht. Stornierbar. Aber allein dieses Pläne schmieden war Hoffnung gebend. Ein Teil meiner Arbeit besteht aus Pressereisen und wenn ich diese wieder wahrnehmen kann, dann macht mein Herz allein angesichts der optimistischen Mails einen Glückshüpfer.

 

SIND WIR GLÜCKS-VERWÖHNT?

Wenn wir etwas in dieser Pandemie gelernt haben, dann, dass Glück ein Muskel ist, den man trainieren kann. Wir Millenials hatten ein im Vergleich, bisher leichtes Leben. Entbehrungen kennen wir vielleicht privat, aber Frieden in der westlichen Welt, Kreditkarten, 0% Finanzierungen und eine EZB Zinspolitik bewirken, dass wir uns Glück scheinbar schnell kaufen können. Dazu kommen Tinder und andere Apps, die schnelles Liebesglück versprechen. Oder eher ein Crush-Verliebtheits-Hoch, dass uns wie eine Droge von Partner zu Partner wandern lässt. Wir müssen uns nicht unbedingt binden, denn wir können inzwischen sogar ohne Mann Kinder bekommen. Das ist alles nicht schlecht, ich bin ein sehr stolzer Millenial und sehe alle Vorzüge mit Begeisterung, doch dieses Leben hat uns nicht gelehrt, dass Klopapier Engpässe kein Weltuntergang sind. Oder dass es nicht ganz so schlimm ist im warmen Heim zu sitzen, anstatt im Bombenkeller. Überspitzt gesagt, sind wir vielleicht ein bisschen verwöhnt und unser Glücksmuskel ist verkümmert und untrainiert, weil er immer so schnell und groß befriedigt wurde.

 

DER KLEINE MUSKEL DES GLÜCKS

Wisst ihr noch das Gefühl, als wir nach dem tausendsten Lockdown endlich wieder ein Radler im Biergarten getrunken haben? Der erste Kaffee wieder im Lieblingskaffee? Das war Glück im Kleinen. Der Moment als unsere Jüngste wieder den Kindergarten betreten durfte. Ein einsamer Waldspaziergang mit Vogelgezwitscher. Der Schnee diesen Winter, der uns in Leipzig tatsächlich rodeln ließ. Die viele gemeinsame Familienzeit. Meine neuen Bluetooth Kopfhörer, die mich im Homeoffice arbeiten ließen, obwohl alle zuhause waren. Ich könnte die Liste ewig fortsetzen.

Nicole Staudinger schreibt in ihrem Buch “Von jetzt auf Glück“*:

“Unser Leben hat keine Garantie und nichts, was wir täglich erleben dürfen, ist selbstverständlich. (…) Albert Einstein sagte: Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: Entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles eines. Ich glaube an Letzeres.”

Diese Pandemie Zeit war alles andere als einfach, aber wir leben im Jetzt und Heute. Wir haben essen und ein Dach über dem Kopf. Wer sagt uns denn, dass die kommende Zeit nicht eventuell noch schwieriger wird als das Heute? Wir wissen nicht, was morgen ist. Wir haben nur das Heute. Im Jetzt zu leben, kann ein kleiner Glücksfaktor sein, denn wir oft unterschätzen. Sich die Frage zu beantworten, was man aus der Coronakrise mitgenommen hat, kann auf der Suche nach dem eigenen Glück helfen.

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