Tag 22:
Angesichts der Angriffe auf Flüchtlinge, der Kriege, der Friedensdebatten, der Atombombendiskussion frage ich mich, warum um alles in der Welt, ich mir Gedanken um Schuhe mache. Oder um irgendetwas anderes Nichtiges. Es macht mich traurig, dass wir alle so ignorant sind. Auch ich. Weil es uns nicht betrifft. Hoffentlich auch in Zukunft nicht. Aber andere werden ausgehungert, zerbombt, vergewaltigt, ermordet… und wir leben einfach weiter. Das Leid macht mich sprachlos.
Tag 26:
Die Tage rasen zur Zeit nur so dahin. Unser Schreibtisch quillt über vor Papieren, wir haben sogar schon den halben Schreibtisch der Tochter mit eingenommen.
Heute hatte ich einen ganz kreativen Tag, hab ein Interview geführt, viele kleine Sachen erledigt, Mails beantwortet und mir überlegt was so meine Ziele für die nächsten 10 Jahre sind.
Und plötzlich ist mir der Gedanke gekommen: Was sagt eigentlich ein großer, übermächtiger Gott dazu, dass ich mir 365 Tage lang nichts kaufe? Ich werde Pfarrerin, warum habe ich mich das nicht eher mal gefragt? Wie sieht Gott das, dass ich mir aus Bequemlichkeit Sachen kaufe, die arme Kinder mit blutenden Händen genäht haben? Wie sieht er das, wenn zig tausend Menschen billige Kleidung kaufen, die sie nur 2x tragen und dann wegwerfen? Wie sieht er diese Ungerechtigkeit? Und was macht das mit mir und meinem Kaufverhalten? Ist mein Kaufverhalten nicht quasi total egoistisch und eigennützig?
Tag 28:
Gestern Frühjahrsputz und Volleyball. Mein Mann spielt in der Regionalliga und ich bin ganz stolz auf ihn. Auch wenn mich die Trainingszeiten manchmal nerven und ich die Regeln vom Volleyball (sind tatsächlich andere Regeln als beim Schulsport) immer noch nicht ganz verstanden habe.
Heute Frühstücksbesuch von Freunden (der gerettet wurde, weil uns die nette Omi unter uns Milch ausleihen konnte. Trinken wir wirklich so viel Milch, dass die laufend alle wird?). Sie haben gefragt wie es mir geht mit meinem Experiment. Tja. Was soll ich sagen. Es ist ja erst Woche 4. Ich hab ja eher Bammel vor Woche 40. Werde ich das wirklich durchhalten? Eigentlich habe ich nur eine Chance: Ich muss abnehmen, damit ich in meine ganzen Klamotten rein passe. Das wird schwer, denn es ist Prüfungszeit und ich esse gern bei emotionalem und psychischem Stress. Aber ich habe eigentlich keine andere Wahl. Eigentlich fühle ich mich wohl so wie ich bin aber meine Klamotten reichen nicht für 1 Jahr in der jetzigen Konfektionsgröße. Also: los geht’s. Darauf habe ich gar keine Lust.