„Ich habe das Gefühl, dass immer ich alles Schwere abbekomme.“ „Ich bin ein richtiger Pechvogel.“ „Bei mir geht immer alles schief.“ „Warum schaffen die anderen das und ich nicht?“
Kennt ihr diese Sätze? Zu aller erst einmal: Vergleichen ist nie gesund. Dazu habe ich hier schon einmal einen Artikel geschrieben.
Was machen die Gefühle von Angst, Versagen, Sorgen und Schwere mit mir? Wieso habe ich das Gefühl, dass es allen anderen besser geht als mir wenn doch objektiv gesehen wir eines der reichsten Länder der Welt sind und wir mehr als unsere Bedürfnisse täglich stillen können? Ist es nur eine pessimistische Lebenseinstellung und ein bisschen mehr Optimismus könnte helfen? Und wie ist das als Christ, hat Gott mir nicht versprochen „ein Leben in Fülle“ zu haben? Ist er nicht derjenige, der allmächtig ist und in der Lage wäre alle Probleme zu lösen?
Nun. Nehmen wir meine kleine Tochter. Ihr Papa und ich haben uns scheiden lassen als sie sehr klein war. Das war weder für uns noch für sie etwas, dass wir uns gewünscht hätten oder unserem Lebensmodell entsprochen hat. Sie kann nichts dafür, sie ist ein „Opfer der Umstände“. Sie muss es ausbaden und die Schwere dieser Entscheidung tragen. Hätte Gott das nun für sie verhindern können? Nein. Wir sind keine Marionetten, sondern Menschen mit der Freiheit eigene Entscheidungen zu treffen. Diese sind mitunter fehlerhaft und nicht perfekt. Wir treffen manchmal egoistische Entscheidungen oder Entscheidungen, die wir meinen gut bedacht zu haben und die letzten Endes vielleicht doch nicht so gut waren. „Warum lässt Gott das zu“, ist also keine relevante Frage. Wir sind freie Menschen und selbst wenn wir nach einem göttlichen Willen für unsere Entscheidungen fragen, so sind wir doch von so vielen Menschen umgeben, die Fehler machen und ihr eigenes Handeln nicht genügend hinterfragen. Und damit sind auch wir „Opfer unserer Umstände“.
Nun fragst du dich vielleicht: „Aber die ganzen unschuldigen Menschen, die tagtäglich sterben müssen an Hunger, Umweltkatastrophen und Kriegen… Menschen die reinen Herzens sind und nichts damit zu tun haben, warum rettet Gott sie nicht?“ Gott hat nie versprochen, dass wir reich, klug und gesund von dieser Erde gehen. Nein, vielmehr sagt er „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe diese Welt überwunden.“
Auf dieser Erde erfahren wir furchtbare Dinge und wir sind nicht geschützt davor. Sie passieren uns. Krankheit, Sucht, traumatische Erfahrungen… wie gehen wir damit um?
Wir sollte anfangen zu fragen “warum” statt “wieso”. Warum passiert das? Und was kann ich daraus lernen? Wie kann ich stark werden in dem Warum? Das Ziel ist es, dass die Krise mich stark macht und mich wachsen lässt. Nicht hart, aber stark.
“If I had to name my disability, I would call it an unwillingness to fall. On the one hand, this is perfectly normal. I do not know anyone who likes to fall. But, on the other hand, this reluctance signals mistrust of the central truth of the Christian gospel: life springs from death, not only at the last but also in the many little deaths along the way. When everything you count on for protection has failed, the Divine Presence does not fail. The hands are still there – not promising to rescue, not promising to intervene – promising only to hold you no matter how far you fall. Ironically, those who try hardest not to fall learn this later than those who topple more easily. The ones who find their lives are the losers, while the winners come in last.”
― Barbara Brown Taylor, Leaving Church: A Memoir of Faith
Was kann ich lernen von meinem Tief? Wie kann ich hindurchgehen durchs graue Tal und anderen Menschen helfen, ebenfalls stark zu werden?
Gott verspricht an unserer Seite zu sein und mit uns zu gehen. Gott ist Vater, Sohn und Heiliger Geist in einem. Der Heilige Geist heißt im Ursprung pneuma (Wind, Geist, Atem) aber auch peraklet. Das bedeutet “Trost” im Deutschen. Gott tröstet also, er steht bei. Er möchte halten und mit uns durchs tiefe Tal gehen. Er hat nie versprochen, dass wir ein perfektes Leben haben. Aber er hat versprochen, bei uns zu sein.
“Auch wenn ich wanderte im Tale des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.” Psalm 23,4 Die Bibel
Schweres passiert. Situationen, die wir nicht beeinflussen konnten, fallen in unser Leben. Krankheiten, die wir nicht verdient haben. Aber was wir beeinflussen können, ist, wie wir damit umgehen und wie wir daraus hervorgehen.