Ich studiere Theologie. Warum? ich möchte Pfarrerin werden.
Ich möchte gern Pfarrerin werden. Mein Mann möchte gern Pfarrmann sein und meine Kinder unheimlich gern im Pfarrhaus wohnen. Meine Eltern und Schwiegereltern unterstützen das und mein Mann hält uns finanziell den Rücken frei. Ich sollte vor Freude in die Luft springen, aber ich schaffe es nicht. Ich schaffe es nur zu einem müden Lächeln. Das Studium ist schwer. Aber mit zwei Kindern noch schwerer.
Ich zweifle. immer wieder. Ist der Weg nicht zu lang? Die Jahre eilen vorbei und ich studiere…immer noch? Wie ist das, wenn man mit 30 noch studiert und alle 10 Jahre jünger sind? Zu meinem 30. Geburtstag sagten mir ein paar Mädels in der Uni: “Bitte…wie alt wirst du???? Das sieht man dir gar nicht an! Du siehst viel jünger aus!” (Danke Mädels, das war toll… ging runter wie Öl. Wobei ich euch leider sagen muss, dass 30 gar nicht alt ist. Es klingt nur so.)
Mit 30 studiert man nicht mehr nur “einfach so”. Man überlegt sich jeden Schritt, jedes Semester. Man ist ehrgeizig (warum sonst sollte man nochmal studieren?) und weiß was man will. Man weiß, was man gut kann und was einem Spaß macht und genau das will man auch arbeiten. Wir “Älteren” haben dann als positiven Nebeneffekt beim Jobeinstieg später viel Lebenserfahrung und einen umfangreichen Lebenslauf.
Ich habe genug Ehrgeiz, dass ich dieses Studium schaffen will. Sonst hätte ich es gar nicht so lang durchgezogen. ich glaube an einen übernatürlichen Gott. An Jesus und Gnade und das ist es, was mich seit nunmehr 30 Jahren in meinem Leben immer wieder begeistert. Das ist stetig da. Schon immer gewesen. Dieser unerschütterliche Glaube. Diese Begeisterung dafür. Nicht für die Institution Kirche (obwohl ich natürlich als späterer Arbeitnehmer sehr dankbar dafür sein werde), nicht für Religion, sondern für alltäglich gelebten,persönlichen und erfahrbaren Glauben und Liebe.
Aber das Studium ist schwer. Und vor allem: Schwer mit meinem Alltag.
Immer wieder überarbeite ich meine to do Listen und meine Prioritäten. Das Semester fängt an und ich nehme mir vor noch effektiver zu sein, noch besser zu planen und mir keine faulen Zeiten mehr zu gönnen…
Doch letztens hatte ich die halb – theologische Erkenntnis: Schon Jesus hat sich zurückgezogen als es ihm zu viel wurde. Um Kraft zu sammeln. Wir brauchen Ruheoasen um effektiv zu sein. Bewusste Momente im Alltag und längere Auszeiten. Nicht nur Auszeit auf Knopfdruck bei “3 Tage Wellness”, sondern auch regelmäßige Ruhemomente.
Trubel, stille, trubel, stille.
Wie Thomas Sjödin so schön sagt: “Alles mit Ruhe beginnen, statt mit einem Seufzer der Erschöpfung zu enden.”
Ich fühle mich oft so schlecht weil ich einen Roman lese, mit meinem Mann “Game of Thrones ” schaue oder im neuen Ausmalbuch etwas male. Doch das sind meine Oasen, meine Momente der Ruhe. Noch viel mehr will ich mir vornehmen dieses Semester mit Ruhe zu beginnen. Mein Handy nicht einzuschalten ehe ich nicht eine Tasse Tee in der Hand halte und ein paar Minuten inne gehalten habe um dankbar zu sein. Dankbar für den Tag, meine Familie, mein Leben… und für mein Studium.