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Sex and the city- oder wie verwegen bin ich?

Jedes Mal wenn Sex and the City läuft, träume ich davon verwegen in New York in einem kleinen Apartement zu sitzen und zu schreiben. Gut. New York geht irgendwie nicht mehr. Verwegen bin ich nach zu kurzen Nächten und dem Abholen der Kinder von Schule und Kita in verschiedenen Stadtteilen und kochen, waschen, bügeln meistens auch nicht aber….

Schreiben. Das müsste gehen. Ich stelle mir vor: aufgeräumter Schreibtisch am Fenster. Blumen daneben, eine Tasse Kaffee und vielleicht noch den Blogger-Dutt. Aber, hier kommt das Problem: Ich studiere auch noch. Und ich studiere weil ich wirklich gern irgendwann in diesem Beruf arbeiten möchte. Ich möchte eigentlich nicht mein komplettes Geld mit Schreiben verbringen. Das ist mir zu unsicher. Also sieht men Schreibtisch chaotisch aus. Und daneben steht der Schreibtisch der großen Tochter, die am allerliebsten immer bei mir ist. Also sitzt sie meistens neben mir und…quasselt mich voll. Ich genieße das. Aber es fühlt sich wahrlich nicht so verwegen an wie Carrie in New York, die über ihre letzten Dates schreibt.

Ich kann über Dates mit meinem Mann schreiben, über Rezepte, Politik, Kindererziehung, Tagesorganisation, Theologie… daran ist nichts verwegen. Ich kann darüber schreiben wie ich versuche alle Termine in eine Woche zu packen, 2 Stunden lang vorm Kalender sitze und überlege wie ich von A nach B nach C komme, dann zurück nach A um dann mit beiden Mädchen nach D zu fahren. Schlussendlich kommt dann eh alles anders als man denkt und ich muss alles wieder neu planen. Auch das ist nicht verwegen.

Es ist real. Es ist scheiß-real, ein bisschen öde, ziemlich normal und eigentlich nichts, über dass man schreiben müsste. Und trotzdem: Man liest es. Ich lese solche Beiträge, ihr lest sie. Beiträge, die direkt dem Alltag entspringen und die einfach völlig “normal” sind. Denn wir sind alle ziemlich normal und unser Alltag ist einfach nur Alltag. Sex and the city ist im Fernsehen ganz gut, im Kino mit Freundinnen mal lustig, aber es ist nicht transportierbar in den Alltag. Vielleicht fühlt sich unser Leben manchmal “sexy” an, vielleicht fühlt es sich manchmal frustriert an wie bei Miranda oder manchmal verzweifelt wie bei Charlotte. Aber meistens ist einfach nur “normal”. Und das sollten wir feiern. Viele Menschen sehnen sich nach Normalität und Alltag. Also sollten wir viel mehr dankbar dafür sein und diese Alltagstrott- Momente auskosten.

Unsere Kinder leben in diesem Alltag und dieser Alltag ist ihre Kindheit. Eintopf bei Oma, Schaukeln unterm alten Apfelbaum, verstecken spielen im Gebüsch, mit meinem Opa aus Babybell-Wachs kleine Schiffe bauen, mein Papa wie er die Ratte jagt… all das sind kleine kostbare Kindheitserinnerungen. Die halte ich fest, denn sie sind wertvoll für mich. Und das ist auch nicht verwegen. Macht nichts.

Fotos von J. Weicker

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