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Urlaub mal anders

Lisa-Maria lebt mit Mann und zwei Kindern in Chemnitz. Sie ist Psychologin, Familientherapeutin und Journalistin. Nebenbei gibt sie auch gern Nachhilfe. Sie liebt eine gute Balance zwischen Familienzeit und Auszeit für sich selbst, Zeit zum Schreiben, Musik machen, Lesen, Nähen, Städtetrips und das Kaufen von Second Hand Kleidung.

 

Endlich Urlaub! – Das war mein Gedanke, als nach Lockdown-Wahnsinn, „Brandlösch“-Alltag, zahlreichen Überstunden und schlaflosen Baby-Nächten der lang ersehnte Urlaub anstand. Erst ein paar Tage Erholung und „betüddeln“ lassen bei den Schwiegereltern, danach fünf Tage Ostsee mit meinen Eltern, die sich schon sehr auf ihre Aufgabe als Enkelsitter freuten. Doch dann kam alles anders als gedacht…

Autofahrten, die sind lustig…

Der erste Urlaubstag begann damit, dass sich unsere Tochter in der Nacht in ihrem Bett übergeben hatte, was ich erst am Morgen feststellte… Also kurz vor dem Losfahren das Bett neu beziehen und Bettwäsche waschen. Dann konnte es losgehen. Doch auch die Autofahrt, eigentlich nur fünf Stunden, war von Urlaub meilenweit entfernt. Gefühlt alle fünf Minuten mussten wir anhalten, weil eines der Kinder irgendein Problem hatte. Das Ganze gipfelte damit, dass unsere Tochter es nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette schaffte und wir sie bei knappen 10 Grad Celsius einmal komplett auf einem Parkplatz umziehen mussten…. Doch irgendwann kamen wir schließlich bei meinen Schwiegereltern an.

Last Minute Not-Shopping

Dort stellten wir fest, dass mein Mann den Schlüssel für unsere Dachbox, in der sich die komplette Kleidung und Ausstattung des Jüngsten sowie die Wintersachen für die gesamte Familie befanden, vergessen hatte. Nach kurzer Diskussion, was wir jetzt tun, drückten wir meinen Schwiegereltern kurz entschlossen unsere Kinder in die Hand und fuhren in den einzigen Kleidungsladen, der im nächstgelegenen Ort noch offen hatte: Innerhalb von nur 12 Minuten shoppten wir dort eine komplette Babygrundausstattung und einmal Wintersachen für alle – selbst die Verkäuferinnen waren beeindruckt. Nachdem diese Episode – und der kurze Streit darüber – erfolgreich überstanden war, konnte es ja nur besser werden, dachte ich zumindest.

Urlaub im Krankenhaus

Doch weit gefehlt: Die folgenden Urlaubstage bei meinen Schwiegereltern und auch an der Ostsee mit meinen Eltern waren davon geprägt, dass mindestens einer von uns krank im Bett lag. Wir hatten uns von meiner Tochter mit einem Magen-Darm-Infekt angesteckt, der uns nun reihum nacheinander ausknockte und meine Mutter sogar für einen Tag ins Krankenhaus brachte. So hatten wir uns unseren Urlaub ganz sicher nicht vorgestellt!

Die Sonnenstrahlen im Grau suchen

Aber was tun, wenn es anders kommt als geplant, gedacht, gewünscht? Wenn das Leben so gar nicht so läuft, wie man es gern hätte? Dann heißt es „Rosinen picken“, sich also die guten Momente, egal wie klein, rausnehmen und daran festhalten. Man braucht Resilienz. Das ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen, ohne psychischen Schaden davonzutragen. Die seelische Widerstandsfähigkeit sozusagen. Zum Beispiel, indem man auf Probleme mit einer entsprechenden Veränderung seines Verhaltens reagiert.  Und diese Fähigkeit kann man trainieren. Im Internet gibt es dazu zahlreiche Tipps und sogar ganze Kurse. Experten definieren meist sieben Faktoren für Resilienz: die Realität akzeptieren, gesunder Optimismus, Orientierung auf Lösungen, Blickrichtung in die Zukunft,  Verantwortung übernehmen, die Opferrolle verlassen und sich ein Netzwerk aufbauen. Dazu gibt es weitere Faktoren wie achtsam sein, Ungewissheit aushalten oder bereit sein für Veränderungen.

Hier sind nun einige Möglichkeiten, wie diese Faktoren konkret umgesetzt werden könnten:

Mir persönlich haben im Urlaub kleine Auszeiten zum Durchatmen (geht am Meer besonders gut) und Übungen, mit denen ich mich auf die positiven Momente konzentriert habe, geholfen. Mein Mann hatte sein eigenes Urlaubshighlight, als er mit unserem Sohn in der Trage am Strand spazieren war. Mein persönlicher Urlaubsmoment bestand darin, auf der Rückfahrt mal 30 Minuten in Ruhe zu lesen, während beide Kinder schliefen. Ja, das sind keine großen Augenblicke oder besonderen Momente – aber es waren Sonnenmomente. So schnell werden wir diesen Urlaub ganz bestimmt nicht vergessen. Und am Ende hat er uns noch stärker zusammengeschweißt.

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