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Problemzone Frau

Veronika Smoor  ist Autorin, Referentin und Bloggerin. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern auf dem Land in der Nähe von Heilbronn. Von Selbstoptimierung und Glaubensenge hält sie nichts und findet Gott in den Ecken und Winkeln ihres Alltags. Hier teilt sie einen Auszug aus ihrem neuen Buch “Problemzone Frau”.*

Ich trug die Worte für dieses Buch jahrelang tief in mir, aber ich zögerte lange. Denn: Wer spricht schon gerne öffentlich über seine Problemzonen. Schlimmer noch: Wer gibt zu, freiwillig zuzunehmen (Es sei denn für eine Hollywood-Filmrolle, aber das war bei mir offensichtlich nicht der Fall). Aber als Autorin kann ich nicht anders, als die Wahrheit, die in mir drückt und drängt, nach draußen zu lassen. Und so ist mein Buch „Problemzone Frau“ entstanden. Was als reines Body-Image-Buch begann, weitete sich aus auf meinen persönlichen Glauben (wie ich ihn von falschen Rollenbildern befreite) und auf meine Seele. Denn wir sind ja nie nur Körper, nicht wahr?
Hier ein Auszug, den ich ganz besonders liebe:

Dein Körper lag einst in den Armen deiner Mutter. Wenn du Glück hattest, auch in den Armen deines Vaters. Jeden Quadratzentimeter davon bewunderten sie mit Tränen des Glücks in den Augen. Unverzerrte, brillenlose Blicke. Dein kleiner Körper, der sich mit Leben füllte. Mit dem du das Leben erforschtest. Deine Finger konntest du stundenlang betrachten und herausfinden, was du mit ihnen alles zustande bringst. Deine ersten Schritte mit deinen herrlich pummeligen Beinchen wurden unter Jubelschreien gefilmt. Und wenn du auf deinen runden Po fielst, waren sofort helfende Hände zur Stelle, die dir zärtlich aufhalfen. Später hast du herausgefunden, dass du mit diesen Beinen Wettrennen laufen kannst. So schnell, dass dir der Wind um die Ohren pfiff und die Lebenslust im Herzen pochte. Du hast im Schwimmbad die Sommersprossen auf deinen Armen gezählt und dich gefreut, dass es so viele sind. Im Wasser hast du das Tauchen gelernt, die Lust daran, wie schwerelos und nass sich dein Körper anfühlen kann. Mit deinen Händen hast du ein Instrument gelernt, einem Klavier Töne entlockt, die Klarinette zum Singen gebracht. Dein Körper war ganz einfach dein bester Spielkamerad. Er war Pferd und Eroberer, Prinzessin und Schatzsucher. Deine Hände hast du am Abend zum Gebet gefaltet und Gott gedankt für den schönen, wunderschönen Tag, an dem du draußen Trampolinspringen konntest und die Freude darüber ganz tief in deinem Bauch gespürt hast. Du hast deine Haare ganz lang wachsen lassen und diese im Spiegel bewundert. Du hast sie abgeschnitten und dich wagemutig gefühlt.

Und dann hast du deinen ersten Kuss bekommen. Mit deinem Mund hast du etwas Neues gespürt. Etwas Verheißungsvolles. Du hast mit deinen Beinen die Nächte durchgetanzt, dich vom Rhythmus der Musik umd den Liebkosungen deines Liebsten mitreißen lassen. Und dann, dann hast du vielleicht sogar selbst neues Leben im Arm gehalten. Genauso, wie du in deinen ersten Lebensstunden gehalten worden warst. Deine Brüste haben genährt, dein Bauch hat getragen. Dein Körper heilte. Von kleinen Kratzern und aufgeschlagenen Knien. Er heilte von Schlägen und Brüchen. Er heilte von Geburtsverletzungen und Brustentzündungen. Mit deinem Körper umarmtest du deinen Partner und hast ihn in langen Nächten umschlungen gehalten. Und du hieltest die Hand von Sterbenden. Die letzte und die erste Verbindung zweier Menschen findet mit dem Körper statt. Mit deinen Armen hast du Kartoffeln zu Brei gerührt und mit deinen Händen Gedichte geschrieben. Dein Lächeln kann das Klima in einem ganzen Raum ändern. Mit deinen Füßen hast du Entfernungen überwunden. Dein starker Rücken hat Lasten getragen.

Weißt du, was deine geliebten Menschen als erstes sehen, wenn du auf der Bildfläche erscheinst? Es ist dein Gesicht, dein Körper, deine Silhouette. Deine Erkennungsmerkmale, die andere zum Leuchten bringen, einfach nur, weil du bist. Du mit deinen hervortretenden Venen auf den Händen, den runden Hüften, dem krummen Rücken, den Lachfalten um die Augen.

Klingt das nach einem Körper, für den man sich schämen muss?

Oder nach einem Körper, den du lieben lernen willst?

 

 

 

 

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