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Mamas und Moneten – eine Expertin spricht

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Franzi ist 33, Mama und arbeitet bei einem großen deutschen Kreditinstitut. Eigentlich habe ich sie getroffen, weil ich ihren Kleidungsstil liebe und diesen euch vorstellen wollte. Aber noch viel spannender und noch viel mehr Mehrwert bietet euch ihr Wissen über Finanzen, dass sie wunderbarerweise mit mir und euch teilt.

Für euch hat sie einige meiner Fragen beantwortet

1.Frauen verlassen sich in Finanzdingen gern auf den Mann, sagen, sie sind in Mathe nicht gut. Wie kann denn eine Frau, die keine Ahnung hat von Finanzen, diese für sich sortieren?

Frauen sind tatsächlich oft benachteiligt, was Finanzen betrifft, weil Frauen sich meistens um die Kinder kümmern und dadurch gern die Finanzen an den Mann abschieben. Wenn man für das Thema gar nicht affin ist, ist es umso schwieriger. Es wäre sinnvoll, sich mal mit einem Bänker oder einem Versicherungsberater gemeinsam hinzusetzen. Dabei gilt aber immer: Wenn ich bei etwas kein gutes Bauchgefühl habe oder ich nicht verstehe, was ich da abschließe, ist es kein Problem zu sagen: “Ich muss darüber nachdenken.” Eine Idee kann auch sein, sich im Freundeskreis Rat zu holen. Finanzen haben viel mit Vertrauen zu tun, gerade wenn man sehr unsicher ist. Sich eine zweite Meinung einzuholen, kann hier sehr hilfreich sein und das gute Bauchgefühl bestätigen. Geldanlagen müssen immer im Einklang mit dem persönlichen Risikoprofil einhergehen. Das Ziel ist nicht, ein Maximum an Rendite heraus zu holen, sondern die Tatsache, dass man sich wohlfühlt.

2. Viele schaffen es nicht, zu sparen. Was gibt es für Tricks?

An dem Tag an dem das Geld auf dem Konto landet, sollte man sich einen fixen Betrag überlegen, den man direkt auf ein anderes Konto, beispielsweise ein Tagesgeldkonto überweist. denn es ist immer eine gewisse Hürde, nochmal etwas zurück zu überweisen, wenn man überlegt, ob die Anschaffung nicht noch etwas warten kann.

3. Was für Konten machen Sinn, was braucht man?

Neben dem klassischen Girokonto ist ein Tagesgeldkonto sinnvoll. Gerade um etwas Geld am Monatsanfang beiseite zu legen. In der Regel kosten diese Konten auch kein Geld und man hat auch keine Begrenzungen, wenn es darum geht, Geld zurück zu holen. Sparkonten braucht man aktuell nicht wirklich aufgrund des fehlenden Zinsvorteils. Verfügungen über 2000€ müssen angemeldet werden, es ist nicht so flexibel wie ein Tagesgeldkonto. Ein Depot ist interessant, wenn man an Aktien, Fonds etc denkt. Nun muss man schauen, ob man sich lieber beraten lassen möchte und das gern mit einem Bankberater machen will. Dann ist es so, dass die Fonds etwas kosten, weil auch die Beratung bezahlt werden muss. Oder man liest es sich selbst an und man braucht keine Beratung, dann kann man sich Online Banken suchen, die kostengünstige Modelle anbieten.

4. Können Frauen auch mit 25€/mtl schon ETF und Aktiensparpläne einrichten, macht das Sinn?

Es macht Sinn, Sparpläne einzurichten für Aktienfonds und ETFs und das geht auch schon ab 25€. Man muss schauen, wie die Kosten bei der Bank sind, damit das eigene Geld nicht wieder von den Kosten aufgefressen wird. Der große Vorteil ist, dass ein Cost Average Effekt eintritt. Das heißt, dass ich jeden Monat eine bestimmte Summe spare und in den Zeiten wo die Kurse falle, kaufe ich für mein Geld mehr Anteile, und wenn die Kurse steigen, kann ich ihn besser mitnehmen mit den Anteilen, die ich mehr habe. Man glättet sich damit den Einstandskurs. Rückwärts betrachtet nach 5-10 Jahren läuft man mit so einem Sparplan gut. Bedenken sollte man, dass bei ETFs keine Ausgabeaufschläge anfallen, bei klassischen Aktienfonds schon. Die Börse unterliegt gewissen Schwankungen, also sollte man einen Anlagehorizont von mindestens 4-5 Jahren ins Auge fassen. Grundsätzlich ist dieses Geld jederzeit verfügbar, man kann einen Fonds immer verkaufen. Leider kann es natürlich weniger sein, als zu dem Preis, zu dem man die Aktie gekauft hat, wenn der Kurs gerade gefallen ist. Daher ist ein Anlagezeitraum von 5 Jahren sinnvoll. Wenn man nach 2 Jahren feststellt, dass der Kurs so gut ist, dass es sich gelohnt hat, kann man sich sein Geld auch schon eher wieder holen und nimmt ein paar Gewinne mit. In der Regel ist aber ein langjähriger Anlagehorizont viel sinnvoller. Persönlich würde ich sagen, dass es sinnvoll ist, sich selbst um sich zu kümmern und sich nicht auf soziale Leistungen zu verlassen. Mit 25€ anzufangen ist durchaus sinnvoll. Dann lernt man, schon mal etwas zur Seite zu legen. Das kann man mit steigendem Einkommen auch anpassen. gerade wenn man mal eine Immobilie kaufen möchte, ist jeder Euro an Eigenkapital wichtig.

5. Was könnte Frau noch tun, um ihre Rente aufzubessern? Mal abgesehen vom Heiraten?

Heiraten ist im Jahr 2018 nur noch bedingt die Antwort auf alle Rentenprobleme. Auch die Witwenrente wird immer weiter eingegrenzt und der demografische Wandel, der immer mehr Probleme bereiten wird und uns vor Herausforderungen stellt. Die betriebliche Altersvorsorge sollte man im Angestelltenverhältnis unbedingt nutzen. Ein Beitrag wird direkt vom Bruttogehalt eingezahlt. Der Nettoaufwand wird dadurch niedriger. Eine Beratung ist hier ungemein wichtig, gerade um die gesamte Situation anzuschauen. Was kann ich mir heute leisten um für meine Rente vorzusorgen? Oder wieviel möchte ich im Alter zur Verfügung haben und dann die Summe herunter rechnen um die Aufwendung feststellen zu können.

Seit wann ist man verheiratet, wann wurden die Verträge gemacht? Macht heute eine neue Versicherung aufgrund der Zinsanpassung mehr Sinn?

6. Sollte der arbeitende Mann der Frau, die zuhause bei den Kindern bleibt, Ausgleichszahlungen anbieten für ihre Rente?

Aus meiner Sicht, ja. Ich empfinde das selbst als zu würdigende Arbeit und die Armutsfalle könnte hier aufgefangen werden. Pro Kind bekommt man nur 1 Rentenpunkt. Bleibt man länger zu Hause oder arbeitet danach Teilzeit, wirkt sich das auf die Rente aus. Hinzu kommt der Gender Pay Gap, bei dem deutlich wird, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger Geld bekommen als Männer. Wenn Männer mehr arbeiten und mehr verdienen und die Frauen zu Hause bleiben, wäre eine Ausgleichszahlung durchaus sinnvoll. Das kann eine Rentenform sein oder die Frau legt das Geld eigenverantwortlich an.

 

7. Wie viele Konten hast du?

Ich persönlich mag Sicherheit und lege deshalb an Tag X mein Geld auf verschiedene Konten. Ich habe ein Tagesgeldkonto, hier geht das meiste Geld drauf. Das ist für die kaputte Waschmaschine, eine neue Brille usw. Außerdem Riester, betriebliche Altersvorsorge, Unfallversicherung, Fondsparpläne… bei den Fondssparplänen wechsel ich zwischen den Risikomöglichkeiten. Vor 2-3 Jahren habe ich mir ein Spaßkonto zugelegt. Das habe ich mir ganz bewusst bei einer anderen Bank ausgesucht, damit die Hürde größer wird, ran zu gehen. Da ich sehr gern shoppen gehe und sehr gerne auch etwas mehr Geld dafür ausgebe, spare ich mir hier meinen kleinen Traum zusammen. Bevor ich also viel Geld für Fast Fashion ausgebe, spare ich mir lieber Geld für etwas wirklich Tolles zusammen, was ich dann jahrelang tragen werde. Dadurch kaufe ich viel bewusster.

8. Angenommen, ich würde gern ein Haus kaufen. Wie finde ich heraus, ob ich mir das überhaupt leisten kann? Macht das überhaupt Sinn als Rentenvorsorge?

Für Immobilien muss man “gemacht sein”. Wie bei allen Geldanlagen ist das eine persönliche Angelegenheit. Es gibt keinen Plan, der jeden reich machen wird.

Eine Immobilie hat meistens etwas mit Lebensqualität und eignenen Zielen zu tun. Ein großer Vorteil ist, dass man aus einer Immobilie nicht rausgeworfen werden kann. Mietfrei wohnen im Alter ist natürlich schön, aber kostenfrei ist es nicht. Betriebshaltung und Instandhaltungskosten fallen immer an. Sicherlich ist das Haus für die Familie im Alter, wenn alle Kinder nicht mehr zu Hause wohnen, auch nicht mehr angemessen. Gerade auch wenn der Garten so groß ist, dass man ihn nicht mehr bewirtschaften kann. Natürlich kann man das Haus auch verkaufen, wenn man alt ist und eine kleine Wohnung in der Innenstadt kaufen. Ein Haus kaufen ist auf jeden Fall nicht verkehrt.

Wenn man eine Immobilie kauft, die man fremd vermieten will, macht man das mit etwas weniger Romantik. Man schaut mehr darauf, was man gut vermietet bekommt und was wenig Eigenkosten verursacht. Wenn man selbst einzieht, will man sich wohl fühlen und es muss oft nicht unbedingt rechnerisch sinnvoll sein. Es geht also um Komfort.

Wie weiß ich aber nun, ob ich mir das überhaupt leisten kann? Die Miete die man jetzt zahlt kann man als Aufhänger nehmen. Die Kosten für das Haus, die ganzen umlagefähigen Kosten, die sonst der Eigentümer trägt, trägt man nun selbst. Auch die Reparaturen muss man selbst zahlen. Im Internet gibt es viele Rechner oder man lässt sich mal etwas kalkulieren bei einem Hausbauer. Man kann auch zu einer Bank gehen und sich mal ausrechnen lassen, ob ein Hauskauf überhaupt sinnvoll wäre. Die Rückzahlung sollte bis ins Rentenalter geschafft sein. Wenn die Summe bei der Rechnung die aktuelle Mietzahlung übersteigt, kann man schauen, was man aktuell noch spart in der Mietwohnung und das auf eine mögliche Kreditrate ummünzen. Oder ist der aktuelle Sparbeitrag dazu da, um den Urlaub zu finanzieren? Dann wäre es nicht sinnvoll den zu nutzen, schließlich will man in den kommenden Jahren auch mal Urlaub machen. Eine Lösung könnte dann sein, dass man versucht, die Differenz zwischen Miete und Kreditrahmen zu ersparen für 1 Jahr und zu schauen, ob man sich trotzdem noch wohl fühlt monatlich mit dem Geld was noch zur Verfügung steht.

Es ist wichtig, sich nicht zum Sklaven der eigenen Immobilie zu machen.

Was lässt sich gut vermieten? 3 Raum Wohnungen lassen sich gut vermieten, weil sie für einen großen Mietkreis relevant sind. Man muss sich dann natürlich kümmern. Es ist schon wichtig, ganz besonders die Lage zu kennen, wenigstens eine Meinung zu haben, damit man den Markt einschätzen kann.

9. Frau X hat Konsumschulden. Soll sie anfangen zu sparen, oder erstmal aus den Schulden raus?

Erst einmal Schulden tilgen, dann sparen. Konsumschulden sind viel teurer als Zinsen, die man auf das Sparen bekommt.

10. Hattest du jemals eine Zeit in deinem Leben, wo du nicht sparsam gelebt hast oder keine Freude an Geld hattest? Wie bist du zu deinem Beruf gekommen und was hat sich dadurch für dich geändert?

Ich bin eigentlich durch Zufall zu diesem Beruf gekommen. Ich wusste nur, dass ich Mathe, Jura oder Medizin nicht studieren wollte. Das Thema Handel fand ich aber immer spannend.  Ich bin nicht mit dem “goldenen Löffel” geboren. Ich wollte immer genug Geld verdienen, damit ich keine Sorgen haben muss, wie ich meine Familie versorgen kann. Inzwischen weiß ich: Geld bekommt man nicht geschenkt, die meisten Menschen die viel haben, haben meistens auch viel dafür gearbeitet.

Geld allein macht aber auch nicht glücklich, denn manche Sachen kann man mit Geld nicht kaufen und manche Probleme kann man mit Geld auch nicht lösen. Gesundheit kann man sich nicht erkaufen, selbst wenn man Millionen auf dem Konto hat.

Beruflichen Erfolg bezahlt man auch mit Lebenszeit.

Um reich zu sein muss man eine gewisse Lebenseinstellung an den Tag legen und es ist sicherlich herausfordernd reich sein zu wollen und Familie, Beruf und Lebensqualität unter einen Hut zu bekommen. Selbstreflexion ist wichtig. Was habe ich erreicht und was will ich noch erreichen? Ist es nicht einfach gut so, wie es ist? Diese Antwort und der Selbstanspruch sind individuell zu betrachten.

Ich engagiere mich ehrenamtlich, das hilft mir, dass ich immer wieder auf dem Boden der Tatsachen lande. Strebsamkeit ist gut, aber vielleicht kann man das in der einen oder anderen Lebensphase auch mal im ersten Gang und nicht im fünften tun.

11. Was möchtest du deinen Kindern in Bezug auf Geld mitgeben?

Grundsätzlich möchte ich ihnen finanzielle Sicherheit mitgeben. Ich möchte nicht, dass sie Sorgen haben müssen. Wenn meine Kinder später mal Konsumwünsche haben, würde ich sie ermutigen, selbst für ihre Wünsche zu arbeiten. Sich etwas zu erwirtschaften, um materielle Güter auch wertschätzen zu können. Damit man mit seinen Gegenständen auch gut umgeht und sie wertschätzt.

 

Danke liebe Franzi für deine Hilfe und Ehrlichkeit!

 

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