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Die verlorene Generation

 

Alles ist möglich, alles ist erlaubt.

Keine Begrenzungen, Leben im Überfluss, viele Träume, Bucket lists.

Sind Bucket lists die neuen Begrenzungen? Zieldefinierer? Und war ein Leben erfolgreich, wenn man all diese Ziele erfüllt hat?
Ich habe das Gefühl, dass unsere Generation entscheidungsunfreudig und unsicher geworden ist. Wir haben erlebt, dass Beziehungen nicht halten, haben Enttäuschungen erlebt, zu viele befristete Arbeitsverträge. Also versuchen wir auch, uns nicht mehr zu binden.Wir haben erlebt, wie schnell „für immer“ zu Ende sein kann, also versuchen wir unabhängig zu sein. Getrennte Konten sogar wenn man Kinder hat. Verständlich. Emanzipiert. Wir leben in einem Zeitalter der Ehevertäge und der Ehen auf Zeit. Wie leben in einem Zeitalter, in dem für uns alles möglich ist. Doch das ist nur scheinbar so. Wir wollen Kinder, Karriere, Festigkeit, Beständigkeit. Und dies erreichen wir nur indem wir ein Stück Spießigkeit in unser Leben lassen. Indem wir uns zusammen reißen und unsere Jobs behalten, auch wenn sie schwierig sind. Indem wir Frustration lernen auszuhalten, durch Versagen stark werden und unsere Lebensziele eisern verfolgen.

Wir leben in einem Zeitalter, in dem wir so genannte „Mingles“ sind. Singles, die sich mit einem anderen Single regelmäßig treffen, miteinander schlafen und so herausfinden ob man vielleicht doch eine Beziehung eingehen möchte (wo ist die Zeit geblieben, wo man sich erst küsste, als man fest zusammen war?!). Wir leben in einem Zeitalter von dating apps, wechselnden Technikneuerungen und faszinierenden Möglichkeiten.

Es geht so schnell, dass man kaum hinterherkommt. Es gibt Tage, da strömen die Informationen auf uns ein, so dass uns der Kopf raucht und wir nicht mehr wissen, was wirklich wichtig ist. Es gibt Tage, da wollen wir uns die Decke über den Kopf ziehen, weil wir befürchten in unserem Leben schreckliche Fehlentscheidungen getroffen zu haben. Es gibt Tage, da fühlen wir uns mit 30 uralt und als würde uns die Zeit davon rennen.

Wenn wir Kinder haben wird es noch komplizierter: Wir wollen, dass sie viel probieren, viel erfahren können. Wir fühlen uns zerrissen zwischen Förderung und freiem Spiel. Zwischen Leistung und Walddorferziehung. Zwischen Kultur und Matschspielplätzen. Wie viel ist gut genug?

Muss ich alles machen, was die anderen auch machen? Und wie legen wir uns endlich fest? Dorf oder Stadt? Bauchentscheidung oder Kopfentscheidung? Wo es früher schon schwer war, sich für das richtige Studium oder die richtige Ausbildung zu entscheiden wird es mit eigenen Kindern nicht leichter. Welcher Kindergarten? Welche Schule?

Wir sehnen uns nach Ankommen, nach Ruhe, nach wahrer und unendlicher Liebe. Wir sehnen uns nach Erfüllung, nach Glück. Weniger Stress dafür mehr Entspannung. Dafür nehmen wir einiges in Kauf: Yogasessions, Esotrips, ein Kurzurlaub im Wellnesshotel, Massagen, Kosmetik… (wir gehen im Übrigen in die Kirche. Da ist es so unfassbar schön ruhig, dass wir immer ganz erholt und entspannt wieder raus kommen) Natürlich darf man die sportlichen Betätigungen und Diäten nicht vergessen, die wir uns auferlegen, damit wir noch fitter sind und noch besser aussehen. Wir machen uns Gedanken darüber was wir essen und wie wir essen. Wir finden neue Früchte, neue Nahrungsergänzungsmittel, die unseren Körper noch gesünder machen. Wir fragen uns ob low carb oder dukan die beste Diät Methode ist. Natürlich ernähren wir uns vegan oder wenigstens holen wir, wenn wir denn keine Vegetarier sind, das Fleisch vom Bioladen oder noch besser, direkt vom Bauernhof.

Nachrichten und Informationen strömen tagtäglich auf uns ein. Sogar noch auf der Toilette oder nachts bevor wir ins Bett gehen. Wir haben keine Ruhe. Und damit ist unsere Generation… verloren im Dschungel der Möglichkeiten.

 

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