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1. Woche von 56 Wochen

5 Tage sind rum. Hier ein kleiner Abriss wie es mir ergangen ist:

 

1 Tag vorher:

Morgen geht es los. Ich bin aufgeregt. Ich bin mir nicht sicher ob ich das schaffen kann. Leider bin ich sehr schlecht im Verzichten. Wenn ich in den vergangenen Jahren mal versucht habe in der Osterzeit auf Schokolade zu verzichten, hab ich das höchstens einen halben Tag durchgehalten. Oder abends der Verzicht auf Kohlenhydrate: Rekord war 2 Wochen. Man könnte meinen, dass ich kein Stetigkeit und kein Durchhaltevermögen habe, aber das würde ich so nicht unterstreichen. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch und wenn ich etwas will, dann ziehe ich das durch. Auf Biegen und Brechen. Mit dem Kopf durch die Wand.

Trotzdem: Heute Morgen kam noch ein sehr großes (*räusper) H&M Paket an. (Ja, ich weiß, ich habe auch ein schlechtes Gewissen aufgrund der Herstellungsbedingungen. Seht es mir nach. Ich mag die Kleidung wirklich sehr.) Mein Mann hat dem Postmann aufgemacht und mich dann gefragt: “War das im Ernst der letzte Notkauf?” Ich schäme mich etwas, aber Ja. Der letzte Kauf. Für 1 ganzes Jahr. Ich habe Respekt vor der Aufgabe. Einige haben mich gefragt warum ich mir das antu, warum ich nicht einfach maßvoller shoppe und nur das kaufe, was ich brauche. Im Ernst? Ich brauche nichts. Ich miste meinen Schrank mindestens 1x im Jahr aus. Und trotzdem ist er rappelvoll. Das würde bedeuten, dass ich wirklich viel kaufe. Das widerum wäre interessant. Wie viel werde ich in diesem Jahr sparen?

Andere haben mich gefragt was mit Kleidertauschbörsen und Kleidung nähen in diesem Jahr ist. Ist das erlaubt für mich? ich weiß es nicht. Ich schließe das nicht aus, denn sicher werde ich irgendwann mal richtig Sehnsucht nach etwas Neuem bekommen. Wenn ich irgendwann mal alles so oft getragen habe, dass es mir zum Hals raus hängt. Da ich seit mehreren Jahren nicht mehr genäht habe (mir fehlt die Geduld dazu und ich bin viel zu unperfektionistisch), würde mich sogar das herausfordern. Vielleicht würde mir ja jemand Stoff schenken, denn ihn kaufen darf ich ja nicht.

Ja. Ich stehe ohne Jacke bei eiskaltem Wetter draußen. Nur für euch.

Tag 1:

Es ist soweit. Ich bin heute Morgen aufgewacht und musste als erstes daran denken. 365 Tage darf ich mir keine Kleidung kaufen. Warum musste ich mir so etwas Bescheuertes vornehmen? Warum nur muss ich mich so quälen? Aber es muss sein. Ich brauche diesen Kahlschlag. Ich habe noch nie gut auf etwas verzichten können. Ich bin kein maßvoller Mensch, ich will immer alles und alles sofort. Geduld ist eine Tugend. Die will ich lernen. Ich werde also hoffentlich in diesem Jahr etwas lernen, was ich schon immer lernen wollte: Maßvoll und genügsam sein, dankbar für das was ich habe und geduldig zu sein und warten zu können.

Tag 3:

Ich war heute in der Stadt. Musste zur Uni. Es hat geregnet, ich bin krank UND mein Schirm war kaputt. In meinem Kopf hat es sich gedreht und ich war den ganzen Tag wie hinter einer dicken Watteschicht. Aber, ich brauchte auf jeden Fall einen Schirm. Also bin ich in den ersten Laden gegangen, der mir einfiel wo es Schirme gibt. Ich habe versucht nicht nach rechts und links zu schauen. Schließlich ist ja SALE! Mein ständiges Mantra war: „Ich brauche nichts, ich hab das schon. Denk dran, du hast das schon!“ Es war trotzdem schwer. Den ganzen Tag fühlt es sich so an, wie wenn man sich entscheidet mal 1 Monat keine Schokolade mehr zu essen. Man muss immer wieder daran denken und hat auf einmal unbändigen Appetit auf Schokolade. Naja, doofes Beispiel. Den hab ich eigentlich immer. Man sagt ja, nach 2-3 Wochen lässt dieser Heißhunger nach und man gewöhnt sich an den Verzicht. Meine Mama, die Psychologin ist, meint, dass es 6 Wochen braucht, bis man sich an etwas Neues gewöhnt hat. Also müsste ich ja nach 6 Wochen überhaupt gar kein Problem damit haben, mir nichts kaufen zu können. Beziehungsweise keine Kleidung. Andere Sachen kann ich ja kaufen. Habe ich denn jeden Monat mir etwas zum Anziehen gekauft? Keine Ahnung. Wahrscheinlich. Unsere monatliche Excel Tabelle sagt das auf jeden Fall. Meine Güte, ich werde unfassbar viel Geld sparen! Und dann kann ich in 1 Jahr bei „Liebeskind“ und „Stefanel“ einkaufen gehen! Irre.

 

Schirm auf Unikram. Leider hatten die im Laden nur noch Leomuster.

Tag 4:

Ich habe einen wunderschönen alten 60er Jahre Sessel im Internet Flohmarkt entdeckt. Für 25€. Genau so einen hatte ich schon ewig gesucht. Ich wollte zugreifen und fragte vorher noch meinen Mann. Er schaute mich entgeistert an: „Wir kaufen jetzt keine Möbel!“ „Wieso nicht? Guck mal, 25€! So billig bekommen wir den nie wieder!“ „Es gibt auch in 1 Jahr solche Sessel. Da gehen wir auf den Flohmarkt.“ „Nee, das ekelt mich. Da weiß ich ja nicht woher der ist.“ „Und bei dem weißt du es wohl?“ „Ja, der ist von seiner Oma, aus den 60ern.“ „Na toll, da hat jetzt 60 Jahre lang die unbekannte Oma auf dem Sessel gesessen. Und das findest du nicht eklig?“ „Nö.“

(Der Mann guckt mich skeptisch an): „Auf jeden Fall kaufen wir jetzt keinen Sessel. Meine Güte, ich dachte ich hab jetzt Ruhe vor Einkäufen. Kannst du dich jetzt bitte mal 3 Monate zurück halten?“ Ich:“Aber dann müssen wir den neu kaufen. Schau… da (zeige ihm Katalogseite): 299€ kostet der in neu!“ „Aber der sieht doch ganz anders aus als der Omasessel!“ Ich gucke mir die Zeitung an und muss insgeheim zugeben, dass er Recht hat. Aber das kann ich mir ja jetzt nicht anmerken lassen. „Ach was, das ist genau derselbe!“ Der Mann: „Vergiss es, wir brauchen jetzt keinen Sessel!“ „Aber…“ (in Endlosschleife ging das Gespräch noch 30min weiter.) Er ist stärker, ich habe ihn nicht gekauft.

ein Selfie im unaufgeräumten Arbeitszimmer. Aber Authentizität ist ja bekanntlich alles.

Fortsetzung folgt…

 

 

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